Werbeverluste: Facebook kündigt härteres Vorgehen gegen Hassposts an

Werbeverluste: Facebook kündigt härteres Vorgehen gegen Hassposts an

Washington (epd). Offenbar als Reaktion auf Proteste von Bürgerrechtlern und einen drohenden Werbeboykott hat Facebook-Chef Mark Zuckerberg Maßnahmen gegen Hasskommentare versprochen. Das Unternehmen werde Inhalte verbieten, die sich gegen einzelne Bevölkerungsgruppen richten, und Material entfernen, das zur Gewalt auffordere. "Problematische" Inhalte würden gekennzeichnet, erklärte Zuckerberg am Freitag (Ortszeit).

Der Informationsfreiheitsverband Freepress.net reagierte mit Skepsis auf die Ankündigung. Es geben keinen Mechanismus, um die Konsequenzen der Maßnahmen zu kontrollieren. Facebook habe sich in der Vergangenheit für sein Verhalten entschuldigt, ohne dass viel passiert wäre, erklärte Freepress-Mitarbeiterin Heather Franklin.

Gegner von US-Präsident Donald Trump kritisieren seit langem, dass Facebook und der Mikrobloggingdienst Twitter Trumps unwahre Postings kommentarlos übernähmen und Hassbotschaften freien Raum gewährten. Zuckerberg hatte in der Vergangenheit abgewiegelt und erklärt, Facebook sei der Meinungsfreiheit verpflichtet.

Laut der Bürgerrechtskampagne stophateforprofit.org haben Dutzende Unternehmen beschlossen, vorübergehend keine Werbung mehr auf Facebook zu schalten. Beteiligt seien der Autokonzern Honda, das Tech-Unternehmen Mozilla, der Kommunikationsriese Verizon und der Getränkekonzern Coca Cola. 99 Prozent der Einnahmen von Facebook stammten aus der Werbung.

Der CEO von Coca Cola, James Quincey, teilte am Freitag mit, das Unternehmen werde in den kommenden 30 Tage keine Werbung in sozialen Medien platzieren. Es dürfe dort "keine Raum für Rassismus" geben. Er erwarte mehr Transparenz von Medienunternehmen.

Die "New York Times" hatte in der vergangenen Woche berichtet, Zuckerberg sei im Oktober zu einem vertraulichen Dinner mit Trump zusammengekommen. Zuckerberg habe eine "warme persönliche Beziehung" zum Präsidenten. Im US-Justizministerium liefen kartellrechtliche Ermittlungen gegen Tech-Konzerne. Die Ermittlungen gegen Facebook seien nicht intensiv, hieß es.

Der Sender CNN berichtete am Samstag, Facebook habe vier Videos gelöscht, auf denen Gegner von Maßnahmen gegen das Coronavirus zu Protestaktionen vor den Privatwohnungen von leitenden Gesundheitsbeamten in Kalifornien aufgefordert hätten. In einem der Videos sei behauptet worden, Corona sei überhaupt kein Virus.

In den USA häufen sich Drohungen gegen Gesundheitsämter. Die Direktorin der Gesundheitsbehörde von Los Angeles, Barbara Ferrer, erhält nach eigenen Angaben seit dem vergangenen Monat Morddrohungen.