Münster (epd). Der westfälische Schlachtbetrieb Westfleisch in Münster hat einen Ausstieg aus den umstrittenen Werkverträgen angekündigt. Bis Jahresende will das Unternehmen alle Mitarbeiter selber anstellen, erklärte Westfleisch in einem am Dienstag in Münster veröffentlichten 10-Punkte-Plan. Ein überarbeitetes Hygienekonzept sehe zudem wöchentliche Testungen aller direkt in der Produktion beschäftigten Mitarbeiter auf das Corona-Virus vor, ein Entzerren des Produktionsprozesses und Schulungen über Hygieneregeln. Nach einem Corona-Ausbruch im Mai hatten der Kreis Coesfeld und das nordrhein-westfälische Gesundheitsministerium den Coesfelder Standort der Firma zwischenzeitlich geschlossen. Von den 1.200 Mitabeitern waren im Mai rund 300 infiziert.
Mit der Einstellung der Arbeiter direkt bei der Firma und nicht mehr bei Subunternehmern, übernehme Westfleisch künftig selber die Verantwortung für seine Beschäftigten, erklärte der Betrieb. Der Integrationsprozess soll in Abstimmung mit den langjährigen Werkvertragsunternehmen vollzogen werden. Zudem soll flächendeckend die digitale Zeiterfassung für die Beschäftigten eingeführt worden. Eine Ausweitung der Wohnraumbeschaffung über eine unternehmenseigene Dienstleistungsgesellschaft soll angemessenen Wohnraum für die Beschäftigten sicherstellen, wie es weiter hieß. Gestärkt werden soll auch die regionale Landwirtschaft.
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hatte angekündigt, Werkverträge in der Fleischindustrie künftig zu verbieten. Viele der großen Fleischunternehmen haben mit Subunternehmen Werkverträge zur Erbringung bestimmter Leistungen geschlossen. Dabei vereinbart beispielsweise ein Schlachthof mit einem Subunternehmer das Schlachten und Zerlegen einer bestimmten Anzahl von Schweinen in einer vorgegebenen Zeit. Wie viele Arbeiter der Subunternehmer für den Auftrag, das "Werk", einsetzt, was er ihnen bezahlt und wie er die Arbeit organisiert, fällt offiziell nicht in die Verantwortung des Schlachthofbetreibers. Westfleisch ist bundesweit das drittgrößte Fleischereiunternehmen. Die Firma hat weitere Standorte unter anderem in Paderborn und Hamm.