Corona: Lockdown im Kreis Gütersloh wird wahrscheinlicher

Corona: Lockdown im Kreis Gütersloh wird wahrscheinlicher
Mehr als 1.555 infizierte Beschäftige
Nach dem massenhaften Ausbruch von Corona im Fleischbetrieb stehen im Kreis Gütersloh weitere Einschränkungen bevor. Die Zahl der infizierten Beschäftigen stieg auf 1.553. NRW-Gesundheitsminister Laumann schloss einen Lockdown nicht aus.

Gütersloh (epd). Wegen des Corona-Ausbruchs in einer Fleischfabrik der Tönnies-Gruppe wird im Kreis Gütersloh ein Herunterfahren des öffentlichen Lebens immer wahrscheinlicher. Die Zahl der infizierten Beschäftigten stieg nach Angaben des Kreises Gütersloh vom Montagabend auf 1.553. Das sind mehr rund 22 Prozent der insgesamt rund 6.650 Arbeiter. NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann sagte am Abend dem Sender ntv, es werde noch darüber im Krisenstab beraten, es gehe aber in die Richtung eines Lockdowns. Auch der Gütersloher Landrat Sven-Georg Adenauer (CDU) sagte, auf die Frage, ob die aktuelle Entwicklung nach einem Lockdown rieche, "ich würde sagen ja."

Bei den Besuchen in den Unterkünften der Beschäftigten, die unter Quarantäne gestellt sind, hätten die eingesetzten mobilen Teams auch einige positive Fälle unter den Mitbewohnern oder Familienangehörigen ermittelt, erklärte Adenauer. Die komplette Auswertung stehe noch aus, aber es gebe im Vergleich zum Vortag eine andere Situation. "Das wird dann wahrscheinlich in die Entscheidung der Landesregierung, die dann eng mit mir abgestimmt werden wird, mit einfließen. Adenauer erklärte, er könne sich vorstellen, dass es zu weiteren Einschränkungen kommen könnte. "Oberstes Ziel bleibe es, dass die Infektionen nicht auf die Bevölkerung übertragen würden, unterstrich Adenauer. Ab Dienstag soll es in der Stadt Gütersloh Diagnosezentren geben, bei denen sich Bürger des Kreises testen lassen könne.

Am Nachmittag hatte Laumann bei einem Besuch in Warendorf erklärt, "weitere Maßnahmen" seien nach jetzigem Erkenntnisstand notwendig, um die Situation im Kreis Gütersloh im Griff zu behalten und die Infektionswelle auf den Kreis der Tönnies-Mitarbeiter zu begrenzen. Man befinde sich in einem "dynamischen Prozess" und müsse die Entwicklung weiterhin "sehr, sehr wachsam" verfolgen. Dazu gehöre auch die Umsetzung der Quarantäne-Maßnahmen für die Mitarbeiter der Fleischfabrik in Rheda-Wiedenbrück und deren Familien. Die Zahl der Neuinfektionen liege im Kreis Gütersloh liege deutlich über dem in Nordrhein-Westfalen geltenden Grenzwert von 50 Corona-Neuinfektionen 100.000.

Am Sonntag hatte sich die Landesregierung noch gegen einen Lockdown und damit das massive Runterfahren des öffentlichen Lebens für die ganze Region entschlossen. Er könne aber einen Lockdown nicht ausschließen, wenn es zu einer höheren Zahl an Infizierten kommen werde, hatte Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) am Sonntag in Gütersloh gesagt.

Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) kündigte scharfe Maßnahmen an, um Missstände in der Fleischindustrie beheben. "Wir machen jetzt Schwerpunktrazzien der Arbeitsschutzbehörden des Zolls", sagte er am Montag im ARD-"Morgenmagazin". Auch im System müsse sich etwas ändern. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) forderte ebenfalls ein entschlossenes Handeln zur Eindämmung des Virus-Ausbruchs. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland bezeichnete den Fall Tönnies als Symbol für "ein menschenunwürdiges und Tierleid erzeugendes Agrarsystem". Auch Vertreter der Kirche verlangten eine Abkehr vom "System Billigfleisch".

Nach dem massiven Corona-Ausbruch bleibt die Großschlachterei Tönnies im nordrhein-westfälischen Rheda-Wiedenbrück bis 2. Juli geschlossen. Der zuständige Kreis Gütersloh hatte die 7.000 Beschäftigten und das Management per Verordnung unter Quarantäne gestellt.