Berlin (epd). Die Klimabewegung Extinction Rebellion will in den kommenden neun Tagen bundesweit mit zahlreichen Aktionen den Druck auf die Politik verstärken. "Nach der Coronakrise können wir nicht zur alten Geschäftsordnung zurückkehren", sagte Sprecherin Annemarie Botzki am Freitag in Berlin. 2020 bleibe das entscheidende Jahr für die Politik für einen Kurswechsel, um die drohende Klimakatastrophe und den Kollaps der Ökosysteme aufzuhalten.
Die Aktivisten planen unter dem Motto #WeiterSoWarGestern bis zum 21. Juni in mehr als 40 deutschen Städten Veranstaltungen und "Aktionen des zivilen Ungehorsams". Ziel seien staatliche und private Einrichtungen, die den Klimaschutz blockieren, hieß es. Geplant ist etwa eine 24-Stunden-Kundgebung vor dem Bundeswirtschaftsministerium ab Montagvormittag und eine Wasser-Demonstration auf der Spree am 20. Juni.
Den Auftakt macht ein dreitägiges "Digitales Klimafestival" mit Workshops, Diskussionen und Filmen, das am Freitagabend beginnen sollte. Zu Beginn war ist eine "Virtuelle Brücke des Glaubens" geplant. Unter dem Motto "Verschieden glauben, vereint handeln. Für unsere Erde. Jetzt!" wollten sich Angehörige "verschiedener Glaubensrichtungen und spiritueller Gruppen" gemeinsam über das Thema Klimagerechtigkeit austauschen, hieß es.
"Wir werden mit gezielten, friedlichen Aktionen den Druck auf Regierung und Unternehmen erhöhen. Denn wir nehmen nicht länger hin, dass Wenige aus Macht- und Profitinteressen unser aller Zukunft zerstören," sagte Botzki. Die Aktionen würden in Regionalbündnissen und Ortsgruppen unter anderem in Nordrhein-Westfalen und im Rhein-Main-Neckar-Gebiet sowie in zahlreichen weiteren Städten umgesetzt.
Zum Auftakt der Aktionstage erneuerte Extinction Rebellion seine Forderung nach einer "Bürger*innenversammlung, die Vorschläge erarbeitet, wie Deutschland bis 2025 klimaneutral werden kann, das Artensterben gestoppt und bereits jetzt betroffene Menschen unterstützen werden können". "Unser demokratisches System benötigt dringend ein Update", sagte Sprecher Tino Pfaff: "Wenn der Wirtschaftslobby weiterhin so viel Raum und Macht gelassen wird, dann stürzt unsere Gesellschaft in den sozialen und wirtschaftlichen Ruin." Extinction Rebellion zählt nach eigenen Angaben in mehr als 140 Ortsgruppen in Deutschland rund 20.000 Aktivistinnen und Aktivisten.
Ursprünglich hatte die Klimaschutzbewegung für Anfang Mai eine sogenannte "Rebellionswelle" geplant. Diese musste aber wegen der Corona-Krise abgesagt werden. Aufgrund des weiterbestehenden Infektionsrisikos setzt die Bewegung jetzt auf dezentrale Proteste unter Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregeln.