Köln (epd). Der Anstieg des Krankenstands in der Corona-Krise kostet die Arbeitgeber laut einer Studie rund 1,6 Milliarden Euro. So viel müsse in diesem Jahr voraussichtlich zusätzlich für die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall aufgebracht werden, erklärte das Kölner Institut der deutschen Wirtschaft (IW). Die erhöhte Zahl der Krankmeldungen im März führt das Institut vor allem auf die Sonderregelung zur telefonischen Krankschreibung bei leichten Erkältungskrankheiten zurück. Die "Rheinische Post" hatte zuerst über die neue Studie berichtet.
Laut einer Auswertung der Techniker Krankenkasse hatten sich im März so viele Arbeitnehmer krankgemeldet wie zuletzt vor 20 Jahren. Der Anteil krankgeschriebener Beschäftigter lag demnach bei 6,84 Prozent. Im vergangenen Jahr lag der Höchstwert bei 5,3 Prozent. Auch die Datenerhebungen anderer Krankenkassen zeigen laut IW-Studie eine höhere Zahl an Krankschreibungen im März als im Vorjahresmonat. Im April dagegen habe der Krankenstand nur geringfügig über den Werten der Vorjahre gelegen. Befürchtungen, die Regelung könne missbräuchlich in Anspruch genommen werden, schienen sich daher nicht zu bestätigen, hieß es.
Die Studienautoren nehmen an, dass zu Beginn der Pandemie vor allem "eine erhöhte Sensitivität der Ärzte gegenüber potenziellen Symptomen einer Corona-Infektion" wie Husten, Schnupfen oder Fieber zu dieser Entwicklung beigetragen hat. Der umsichtige Umgang der niedergelassener Mediziner mit der erleichterten Regelung zur Krankschreibung habe vermutlich "einen substanziellen Beitrag zur Eindämmung des Infektionsgeschehens geleistet". Dadurch seien Infektionsrisiken in den Belegschaften der Betriebe reduziert worden.
Die Arbeitgeber müssten sich in der Folge auf einen Corona-bedingten Sondereffekt von zusätzlich 1,6 Milliarden Euro einstellen, heißt es in der IW-Studie. Zum Jahresende könnten die Kosten der Entgeltfortzahlung bei Krankheit so auf insgesamt knapp 69 Milliarden Euro steigen. Damit trügen auch die Unternehmen zur Abfederung der Pandemie-Folgen bei.