München (epd). Während der Corona-Pandemie sind Frauen vor allem in Haushalten, die unter Quarantäne standen oder Finanzsorgen plagten, zum Opfer häuslicher Gewalt geworden. Laut einer am Dienstag veröffentlichten Studie der Technischen Universität München, für die 3.800 Frauen online befragt wurden, war der Anteil der von körperlicher Gewalt Betroffenen in diesen Haushalten mehr als doppelt so hoch. 7,5 Prozent der Frauen erfuhren demnach körperliche Gewalt wie Schläge, in 10,5 Prozent dieser Haushalte gab es zudem Gewalt gegen Kinder.
Im Durchschnitt aller Befragten berichteten 3,1 Prozent der Frauen von körperlicher Gewalt, 3,6 Prozent von Vergewaltigung und 6,5 Prozent von körperlicher Bestrafung von Kindern. Wissenschaftlerinnen der Universität und des Leibniz-Institutes für Wirtschaftsforschung befragten für die Studie rund 3.800 Frauen online zwischen dem 22. April und 8. Mai nach ihren Erfahrungen im vorangegangenen Monat, der Zeit der strengsten Kontaktbeschränkungen.
Es ist den Angaben zufolge die erste große repräsentative Umfrage zu häuslicher Gewalt in der Corona-Pandemie. Die Zahlen seien aber nicht mit Daten aus der Zeit vor der Pandemie zu vergleichen, weil bisherige Studien nach Gewalterfahrungen innerhalb längerer Zeiträume gefragt haben.
Der Studie zufolge fühlten sich 3,8 Prozent der Frauen in der Zeit der Kontaktbeschränkungen vom Partner bedroht, 2,2 Prozent durften das Haus nicht ohne seine Erlaubnis verlassen. In 4,6 Prozent der Fälle regulierte der Partner Kontakte der Frauen mit anderen Menschen, auch digitale Kontakte.
Nur ein sehr kleiner Teil der betroffenen Frauen habe Hilfsangebote genutzt. Die Wissenschaftlerinnen empfehlen unter anderem, mehr Beratungen auch online anzubieten und mehr Notbetreuungen für Kinder zu schaffen.
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