Schwaetzer: Ältere haben auch ein Recht auf Kontakte

Irmgard Schwaetzer widerspricht Margot Käßmann zum Thema alte Menschen in Cornona-Zeiten.
© epd-bild/Juergen Blume
Die Präses der Synode der EKD, Irmgard Schwaetzer, widerspricht Äußerungen von Margot Käßmann zu einem Zurückstecken der Älteren in der Corona-Krise.
Schwaetzer: Ältere haben auch ein Recht auf Kontakte
28.05.2020
epd
epd-Gespräch: Corinna Buschow

Berlin (epd). Die Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Irmgard Schwaetzer, widerspricht Äußerungen von Margot Käßmann zu einem Zurückstecken der Älteren in der Corona-Krise. Zum Lebensschutz und zur Würde des Menschen gehöre nicht nur die physische Unversehrtheit, sondern auch die seelische Gesundheit, sagte Schwaetzer dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Donnerstag in Berlin. Die werde beeinträchtigt, wenn beispielsweise Alte in Pflegeheimen abgeschottet werden.

"Wenn Margot Käßmann nun fordert, die Alten sollen freiwillig auf Kontakte, also in der Konsequenz auch Besuche der eigenen Kinder verzichten, muss ich widersprechen: Das geht gegen die seelische Gesundheit", sagte Schwaetzer und ergänzte: "Darauf haben auch die Alten ein Recht."

Die 61 Jahre alte frühere hannoversche Landesbischöfin und EKD-Ratsvorsitzende Käßmann hatte einen "Deal" der Generationen in der Corona-Krise ins Gespräch gebracht. "Wenn ich wüsste, dass die Kleinen und Jüngeren wieder rauskönnen, wenn wir, die über Sechzigjährigen, die Risikogruppen, zu Hause blieben, wenn das der Deal wäre, dann würde ich mich darauf einlassen", sagte die Theologin. Die Älteren hätten ein gutes Leben gelebt. Deshalb sei es angesichts der Bedrohung durch Covid-19 jetzt an ihnen, zugunsten der Kinder zu verzichten.

Die frühere Bundesministerin und FDP-Politikerin Schwaetzer sagte, sie könne es "überhaupt nicht ertragen, dass uns älteren Menschen keine Lebensklugheit zugetraut wird". Natürlich verhielten auch sie sich so, dass sie sich selbst und anderen möglichst wenig schaden. "Die Älteren - jedenfalls alle, die ich kenne - richten sich ohnehin derzeit eher zu Hause ein, weil sie das Virus nicht erwischen wollen. Ich kenne da keinen, der demonstrieren geht", sagte Schwaetzer. "Dazu brauche ich keine Ratschläge."

Die 78-Jährige warnte davor, die Generationen gegeneinander auszuspielen: "Wir sitzen wirklich alle in einem Boot." Auch sie sehe, "dass die Kinder wieder raus müssen". "Ich finde es nicht nachvollziehbar, dass sich Politiker nicht alle Mühe geben, Kinder wieder in den Alltag zurückkehren zu lassen", sagte Schwaetzer.