Frankfurt a.M., London (epd). Die Gewalt gegen Frauen und Mädchen hat laut Menschenrechtsorganisationen in Europa wegen der Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie deutlich zugenommen. Schon vor der Krise habe jede fünfte Frau häusliche Gewalt erlitten, erklärten Amnesty International, Women's Link Worldwide und der internationale Familienplanungs-Dachverband IPPF am Dienstag. Ausgangssperren und Abschottungsmaßnahmen erhöhten das Risiko von Missbrauch innerhalb der Familien.
Daten zeigten einen alarmierenden Anstieg in mehreren Ländern, erklärten die Organisationen. Die Pandemie verdeutliche die Defizite beim Schutz von Frauen und Mädchen vor Gewalt: "Es ist entscheidend, dass die Staaten ihrer Pflicht zur juristischen Verfolgung geschlechtsspezifischer Gewalt nachkommen."
Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) verzeichneten europäische Länder im April eine Zunahme von Notrufen von Frauen und Mädchen um bis zu 60 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Online-Hilfsgesuche hätten sich teilweise verfünffacht. Obwohl die Datenlage spärlich sei, gebe es Berichte über zunehmende Gewalt unter anderen aus Belgien, Bulgarien, Frankreich, Irland, Russland, Spanien und Großbritannien. Zugleich wird demnach nur ein Bruchteil der Taten gemeldet.
Den drei Organisationen zufolge haben einige Länder Maßnahmen zum Schutz von Frauen und Mädchen ergriffen. Manche Staaten verwiesen auf sinkende Gewaltzahlen. Diese könnten allerdings auf mangelnde Möglichkeiten der Opfer hinweisen, sich Hilfe zu besorgen, hieß es.