Köln, Dortmund (epd). In mindestens 38 deutschen Städten sind am Samstag Menschen für eine humane Flüchtlingspolitik auf die Straße gegangen. Sie forderten unter anderem eine Evakuierung der überfüllten Lager in Griechenland, in denen wegen der Corona-Pandemie eine humanitäre Katastrophe drohe. Europaweit fanden Protestaktionen in acht Ländern statt. Dazu aufgerufen hatte unter anderem das Bündnis "Seebrücke", das für zivile Seenotrettung, sichere Fluchtwege und die dauerhafte Aufnahme geflüchteter Menschen in Deutschland eintritt.
Die Aktionen seien friedlich und unter Berücksichtigung der Hygiene- und Abstandsregeln wegen der Corona-Pandemie verlaufen, sagte eine "Seebrücke"-Sprecherin am Nachmittag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Eine Gesamt-Teilnehmerzahl konnte sie zunächst nicht nennen. Allerdings seien bei jeder der Kundgebungen mehrere hundert Menschen auf die Straße gegangen.
Zusammenkünfte unter dem Motto "#LeaveNoOneBehind" gab es unter anderem in Dortmund, Köln, Münster, Bonn, Hamburg, Hannover, Leipzig und Frankfurt am Main. In Berlin ist für Sonntag eine Demonstration geplant.
In Münster gab es gleich vier Kundgebungen. Sprecher der örtlichen Seebrücke-Gruppe erklärten, Münster wolle mehr Flüchtlinge aufnehmen und sei eine "Stadt der Zuflucht". Auf Plakaten hieß es unter anderem "Menschenrechte enden nicht an den EU-Außengrenzen" und "EU hat Platz für Menschlichkeit".
In Bonn erklärten Sprecher der lokalen "Seebrücke"-Organisation: "Solidarität hat keine Grenzen". Ein Bündnis für grenzenlose Solidarität startete in der Bundesstadt zudem eine Dauermahnwache zur Solidarität mit Geflüchteten, die bis Dienstag dauern soll. Die Demonstranten forderten unter anderem das Recht auf Familiennachzug und die "sofortige Beendigung der Menschenrechtsverletzungen" an den europäischen Außengrenzen.
In Köln kamen am Nachmittag rund 150 Menschen auf dem Roncalliplatz zusammen. Sie forderten unter anderem eine schnelle Evakuierung aller Flüchtlingslager. "Ein Europa für alle, sichere Fluchtwege für alle", hieß es auf einem Plakat.
Die "Seebrücke" ist eine internationale Bewegung, die von Dutzenden Organisationen, Bündnissen und Akteuren unterstützt wird. Sie wurde 2018 gegründet, nachdem das Seenotrettungsschiff "Lifeline" mit über 200 Flüchtlingen an Bord tagelang auf dem Mittelmeer kreuzen musste, weil kein europäischer Hafen eine Anlegeerlaubnis geben wollte. Inzwischen haben sich in Deutschland mehr als 150 Städte und Kommunen bereiterklärt, als sogenannte sichere Häfen Geflüchtete und Migranten aufzunehmen.