Berlin (epd). Die Diakonie kritisiert mangelnde Schutzmaßnahmen gegen Corona in Flüchtlingsunterkünften. Mit Blick auf die Ausbrüche des Virus in Heimen in Nordrhein-Westfalen, Hessen und Rheinland-Pfalz forderte Präsident Ulrich Lilie am Freitag in Berlin, "die Menschen so schnell wie möglich in kleinere Einrichtungen in den Kommunen zu verteilen".
"Bei den Maßnahmen zum Schutz vor Ausbreitung der Corona-Pandemie wurden Geflüchtete weitestgehend vergessen", rügte Lilie. Die hohe Zahl an Infizierten bestätige Warnungen der Diakonie, dass vor allem in den großen Aufnahmeeinrichtungen trotz Hygienemaßnahmen kein ausreichender Infektionsschutz gewährleistet werden könne.
Aufgrund der Inkubationszeit und der dichten Belegung breite sich das Virus hier besonders schnell aus, sagte der Präsident. Die Ansteckungsgefahr könnte dem 50-fachen der Allgemeinbevölkerung entsprechen. "Jetzt zeigt sich wieder, dass die großen Unterkünfte eine strukturelle Fehlentscheidung und ein Gesundheitsproblem für die gesamte Bevölkerung darstellen."
In einer Flüchtlingsunterkunft in Frankfurt am Main wurden laut Lilie insgesamt 67 Infizierte gezählt. Auch in Mainz sei es zu einem Ausbruch der Krankheit gekommen: Wegen mehrerer bestätigter Corona-Fälle sei dort eine Unterkunft mit derzeit 113 Bewohnern unter Quarantäne gestellt worden. Seit dem Corona-Ausbruch vor einer Woche im Sankt Augustiner Flüchtlingsheim bei Bonn hätten sich über 150 der knapp 500 Bewohner mit dem Virus infiziert, darunter 13 Mitarbeitende.