Genf (epd). Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR hat die Konfliktparteien in Libyen zu einer sofortigen Waffenruhe aufgefordert. Die eskalierende Gewalt und der Corona-Ausbruch verschlimmerten die humanitäre Lage der Menschen in dem nordafrikanischen Bürgerkriegsland immer weiter, warnte der Sprecher des UNHCR, Andrej Mahecic, am Freitag in Genf.
In Libyen müssten sich alle verfügbaren Kräfte auf die Eindämmung der Atemwegserkrankung Covid-19 konzentrieren. Im Zuge der Corona-Beschrängkungen hätten möglicherweise drei von vier Flüchtlingen und Migranten im März und April ihre Jobs verloren. Laut den UN sind insgesamt rund 400.000 Libyer aus ihren Häusern vertrieben worden, die Hälfte allein im vergangenen Jahr. Hinzu kommen viele Flüchtlinge und Migranten aus anderen Ländern, die von Libyen aus nach Europa gelangen wollen. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wurden in Libyen bislang 64 Infektionen mit dem Coronavirus bestätigt, darunter sind drei Todesfälle.
Nach dem Sturz des langjährigen Diktators Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 hatten in Libyen Milizen die Kontrolle übernommen und das Land mit zunehmenden Machtkämpfen ins Chaos gestürzt. Hauptakteure sind die von den UN anerkannte Regierung von Ministerpräsident Fajis al-Sarradsch und Rebellengeneral Chalifa Haftar, deren Truppen und Milizen gegeneinander kämpfen.