"Ärzte ohne Grenzen": Anschlag in Kabul galt gezielt Geburtsstation

"Ärzte ohne Grenzen": Anschlag in Kabul galt gezielt Geburtsstation

Berlin (epd). Bei dem Anschlag auf eine Frauenklinik in der afghanischen Hauptstadt haben die Täter laut "Ärzte ohne Grenzen" gezielt Mütter getötet. Es sei inzwischen klar, dass der Angriff vom Dienstag sich vorsätzlich gegen die Klinik gerichtet habe, erklärte die medizinische Hilfsorganisation, die die Geburtsstation im Dascht-e-Barchi-Hospital in Kabul betreibt, am Freitag in Berlin. Mindestens 24 Menschen wurden dabei getötet, darunter auch Neugeborene. Auch eine afghanische Hebamme von "Ärzte ohne Grenzen" starb laut der Organisation bei dem Anschlag.

"Die Angreifer sind durch die Räume gegangen und haben Mütter in ihren Betten erschossen. Systematisch", sagte Afghanistan-Koordinator Frederic Bonnot. "Was ich vorfand, waren Einschusslöcher in den Wänden, blutverschmierte Böden, ausgebrannte Fahrzeuge und zersplitterte Fenster, durch die hindurch geschossen wurde." Zum Zeitpunkt des Angriffs lagen der Organisation zufolge 26 Mütter auf der Station. Zehn von ihnen gelang es demnach, zusammen mit vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in sichere Räume zu fliehen. 16 Mütter waren dem Angriff ungeschützt ausgesetzt, elf von ihnen wurden getötet, drei davon im Kreißsaal mit ihren ungeborenen Kindern. Auch zwei neugeborene Jungen starben. Fünf Gebärende wurden verletzt.

Wer die Verantwortung für den Anschlag trägt, blieb weiter unklar. Die radikalislamischen Taliban hatten erklärt, nichts damit zu tun zu haben. Die afghanische Regierung ordnete eine Wiederaufnahme der Militäroffensive gegen die Taliban und andere Aufständische an. Bewaffnete Angreifer hatten das Krankenhaus laut "Ärzte ohne Grenzen" am Vormittag durch das Haupttor gestürmt und direkt die Geburtenstation angesteuert, obwohl andere Stationen näher gelegen hätten.

Im Krankenhaus arbeiten laut der Organisation 102 afghanische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen sowie einige internationale Fachkräfte. Das Hilfswerk engagiert sich seit 1980 in Afghanistan.