Genf, Kabul (epd). Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und "Ärzte ohne Grenzen" haben den Anschlag auf eine Frauenklinik in der afghanischen Hauptstadt Kabul scharf verurteilt. Er sei geschockt und entsetzt über die Bluttat mit mindestens 24 Toten, sagte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus am Mittwoch in Genf.
Angriffe auf Gesundheitseinrichtungen müssten überall auf der Welt aufhören, verlangte Tedros. Gerade während der Corona-Pandemie seien funktionierende Krankenhäuser und andere Einrichtungen unerlässlich für eine Behandlung von Menschen.
Die Organisation "Ärzte ohne Grenzen" sprach von sinnloser und feiger Gewalt gegen Neugeborene, Mütter, Frauen und das Gesundheitspersonal. Während des Angriffs habe eine Frau ein Kind zur Welt gebracht, beide seien wohlauf. Die Aktivitäten der Geburtsstation im Dascht-e-Barchi-Hospital würden ausgesetzt. "Ärzte ohne Grenzen" betreibt die Station, die Ziel des Angriffs wurde.
Am Dienstag war zunächst von 13 Opfern die Rede, darunter auch Neugeborene, nachdem bewaffnete Kämpfer das Dascht-e-Barchi-Hospital gestürmt hatten. Erst am Nachmittag hatten Sicherheitskräfte die Klinik unter ihre Kontrolle bringen können und die im Gebäude eingeschlossenen Menschen befreit. Etwa 20 Menschen wurden den Angaben zufolge bei dem Anschlag verletzt. Dutzende Patienten, darunter auch Babys, mussten evakuiert werden. Alle vier Angreifer sollen getötet worden sein.
Die radikalislamischen Taliban erklärten, nichts mit dem Angriff zu tun zu haben. Ebenfalls am Dienstag wurden bei einem Anschlag auf eine Beerdigung in der östlichen Provinz Nangarhar Dutzende Menschen getötet oder verletzt. Angesichts der Gewalt ordnete Präsident Aschraf Ghani eine Wiederaufnahme der Militäroffensiven gegen die Taliban und andere Aufständische an. Daraufhin erklärten die Taliban laut "Tolo News" am Mittwoch, sie seien für die Offensive bereit. Die Verantwortung für eine weitere Eskalation der Gewalt liege in Händen der Regierung.
Erst Ende Februar hatten die USA und die Taliban ein historisches Friedensabkommen geschlossen. Doch die dabei geplanten Gespräche zwischen der afghanischen Regierung und den Aufständischen kommen nicht voran.
Die Bundesregierung in Berlin verurteilte die Anschläge vom Dienstag scharf. Man sei "zutiefst schockiert", sagte die Sprecherin des Auswärtigen Amts, Maria Adebahr, am Mittwoch. Zu dem Anschlag auf die Geburtsklinik erklärte sie, es sei "ganz besonders abscheulich und perfide, Mütter und Neugeborene Kinder zu einem Ziel zu machen". Afghanistan brauche endlich eine echte Waffenruhe und substanzielle Schritte hin zu einem Friedensprozess. Die Bundesregierung rufe alle Seiten dazu auf, solche Schritte einzuleiten.
"Ärzte ohne Grenzen" eröffnete die Geburtsstation im Jahr 2014, seitdem kamen dort Tausende Kinder zur Welt.
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