Wuppertal (epd). Die Corona-Krise hat auch beim Fair-Trade-Unternehmen Gepa Spuren hinterlassen. Nach einem "guten Start" in das Jahr 2020 sei das Geschäft seit Mitte März spürbar eingebrochen, teilte die Gesellschaft am Mittwoch in Wuppertal mit. Im Großhandel sei der Umsatz bei Weltläden und der Gastronomie in Firmenkantinen und Bildungsstätten um bis zu 70 Prozent zurückgegangen. Für rund die Hälfte der etwa 150 Beschäftigten hat die Gepa daher Kurzarbeit angemeldet.
Der Kaufmännische Geschäftsführer Matthias Kroth zeigte sich mit Blick auf das Gesamtjahr zurückhaltend: "Ein Erfolg würde dieses Jahr bedeuten, wenn wir bei zunehmender Lockerung der Corona-Beschränkungen einen Verlust vermeiden können." Generell sei die Gepa als Großhandelsunternehmen aber gut aufgestellt, um diese wirtschaftlich schwierige Phase ohne Folgeschäden und mit einem "langen Atem" zu überstehen. Mit einer Eigenkapitalquote von 40 Prozent sei das Unternehmen zudem sehr solide positioniert.
Im Vorjahr war der Großhandelsumsatz mit Kaffee, Schokolade, Tee, Honig und Handwerksartikeln noch um 9,5 Prozent auf den Rekordwert von 80,7 Millionen Euro gestiegen. Zuwächse im Vertrieb an den Lebensmittel-, Bio- und Naturkosthandel von über 20 Prozent sowie im Endkunden-Onlineshop von fast 50 Prozent brachten der Gepa auch im ersten Quartal 2020 noch ein leichtes Umsatzplus. Für das Gesamtjahr 2020 war zunächst ein Zuwachs von acht Prozent erwartet worden. Dieses Ziel sei aus heutiger Sicht nicht zu erreichen, sagte Kroth.
Die Gepa wurde 1975 gegründet, um die Lebensbedingungen von Kleinbauern und Kunsthandwerkern in armen Ländern durch faire Preise und Abnahmegarantien zu verbessern. Die nach eigenen Angaben größte europäische Fair-Handelsorganisation handelt mit Genossenschaften und sozial engagierten Privatbetrieben in Lateinamerika, Afrika, Asien und Europa. Sie wird bis heute ausschließlich von kirchlichen Entwicklungs- und Jugendorganisationen getragen - Misereor, "Brot für die Welt", die katholischen und evangelischen Dachverbände kirchlicher Jugendarbeit und das Kindermissionswerk "Die Sternsinger". Die Gewinne, über die das Unternehmen traditionell keine Angaben macht, werden nicht an die Gesellschafter ausgeschüttet, sondern reinvestiert.
Angesichts der Corona-Krise sieht die Gepa den fairen Handel mehr denn je als wichtige Stütze, um Kleinproduzenten eine sichere Existenzgrundlage zu geben. Von staatlicher Seite hätten die Kleinbauern in den meisten Entwicklungsländern wenig zu erwarten, sagte die Leiterin der Gepa-Abteilung Grundsatz und Politik, Andrea Fütterer: "Sie sind komplett auf sich selbst angewiesen und benötigen die Stabilität des fairen Handels jetzt mehr denn je. Die fairen Wertschöpfungsketten dürfen nicht zusammenbrechen." Die Gepa setzt sich für ein Lieferketten-Gesetz ein, das alle Unternehmen zu Mindeststandards bei Arbeitsbedingungen in ihren Zulieferbetrieben und Subunternehmen verpflichten soll.