Frankfurt a.M., Kabul (epd). Nach dem Anschlag auf eine Frauenklinik in der afghanischen Hauptstadt Kabul ist die Zahl der Toten am Mittwoch auf fast das Doppelte gestiegen. Mindestens 24 Menschen seien getötet worden, meldete der afghanische Sender "Tolo News" unter Berufung auf das Gesundheitsministerium. Am Dienstag war zunächst von 13 Opfern die Rede, darunter auch Neugeborene, nachdem bewaffnete Kämpfer das Dascht-e-Barchi-Hospital gestürmt hatten. Dort betreibt die Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" eine Geburtsstation.
Erst am Nachmittag hatten Sicherheitskräfte die Klinik unter ihre Kontrolle bringen können und die im Gebäude eingeschlossenen Menschen befreit. Etwa 20 Menschen wurden den Angaben zufolge bei dem Anschlag verletzt. Dutzende Patienten, darunter auch Babys, mussten evakuiert werden. Alle vier Angreifer sollen getötet worden sein.
Die radikalislamischen Taliban haben erklärt, nichts mit dem Angriff zu tun zu haben. Ebenfalls am Dienstag wurden bei einem Anschlag auf eine Beerdigung in der östlichen Provinz Nangarhar Dutzende Menschen getötet oder verletzt. Angesichts der Gewalt ordnete Ministerpräsident Aschraf Ghani eine Wiederaufnahme der Militäroffensiven gegen die Taliban und andere Aufständische an. Daraufhin erklärten die Taliban laut "Tolo News" am Mittwoch, sie seien für die Offensive bereit. Die Verantwortung für eine weitere Eskalation der Gewalt liege in Händen der Regierung.
Erst Ende Februar hatten die USA und die Taliban ein historisches Friedensabkommen geschlossen. Doch die dabei geplanten Gespräche zwischen der afghanischen Regierung und den Aufständischen kommen nicht voran.
Die Bundesregierung in Berlin verurteilte die Anschläge vom Dienstag scharf. Man sei "zutiefst schockiert", sagte die Sprecherin des Auswärtigen Amts, Maria Adebahr, am Mittwoch. Zu dem Anschlag auf die Geburtsklinik erklärte sie, es sei "ganz besonders abscheulich und perfide, Mütter und Neugeborene Kinder zu einem Ziel zu machen". Afghanistan brauche endlich eine echte Waffenruhe und substanzielle Schritte hin zu einem Friedensprozess. Die Bundesregierung rufe alle Seiten dazu auf, solche Schritte einzuleiten.
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