Duisburg (epd). Erstmals seit der Einführung des gesetzlichen Mindestlohns im Jahr 2015 arbeiteten in Deutschland 2018 weniger Menschen für einen Niedriglohn. Der Wert der Niedriglohnbeschäftigung sei auf 21,8 Prozent zurückgegangen, ergibt sich aus einem am Mittwoch veröffentlichten Report des Instituts für Arbeit und Qualifikation (IAQ) an der Universität Duisburg-Essen. Im Jahr 2014 lag der Anteil noch bei 23,1 Prozent.
Nach Berechnungen des Instituts reduzierte sich der Anteil der Betroffenen in Ostdeutschland seit 2015 um mehr als vier Prozentpunkte, in Westdeutschland gab es kaum spürbare Veränderungen. Die Niedriglohnschwelle lag 2018 bei 11,21 Euro pro Stunde.
Als Niedriglohn wird ein Stundenentgelt bezeichnet, das geringer ist als zwei Drittel des mittleren Bruttostundenlohns. Für diese Grenze gibt es keine wissenschaftliche Begründung. Es handelt sich lediglich um eine Konvention globaler Organisationen wie ILO oder OECD. Der Mindestlohn hingegen, der aktuell in Deutschland bei 9,35 Euro pro Stunde liegt, ist ein durch Gesetz oder Tarifvertrag festgelegtes Mindestentgelt, das nicht unterschritten werden darf.
Dem Report zufolge arbeiteten 2018 vor allem Minijobber (82 Prozent), unter 25-Jährige (52 Prozent), Beschäftigte ohne abgeschlossene Berufsausbildung (46 Prozent), befristet Beschäftigte (40 Prozent) für einen Stundenlohn unterhalb der Niedriglohnschwelle. Knapp 34 Prozent der Ausländer und fast 28 Prozent der Frauen bekamen ebenfalls weniger als 11,21 Euro pro Stunde.
Die Niedriglohnbeschäftigung in Deutschland liege im Vergleich der EU-Länder auf einem hohem Niveau, erklärte die stellvertretende Direktorin des Instituts, Claudia Weinkopf. Das liege daran, dass von Niedriglöhnen weiter in hohem Maße auch Kerngruppen der Beschäftigten betroffen sind. "Fast drei Viertel der Niedriglohnbeschäftigten in Deutschland haben eine abgeschlossene Berufsausbildung oder sogar einen akademischen Abschluss, und gut 40 Prozent sind in Vollzeit beschäftigt", sagte der Mitautor des Reports, Thorsten Kalina.