Berlin (epd). Die Vorsitzende der Berliner Amadeu Antonio Stiftung, Annetta Kahane, hält Proteste gegen die Corona-Verordnungen für legitim, rät aber genau hinzuschauen, mit wem man demonstriert. Sie könne verstehen, dass viele Menschen im Moment sehr unruhig und besorgt seien, sagte Kahane der "Berliner Zeitung" (Mittwoch). In Deutschland habe jeder das Recht darauf, gegen die Corona-Maßnahmen zu demonstrieren. Aber auch berechtigter Protest laufe Gefahr, von extremen Gruppen gekapert zu werden.
Das könne man bei den sogenannten Hygiene-Demos in Berlin beobachten. "Kein vernünftiger Mensch würde zu einer Demo gehen, die so sehr an 'Pegida' erinnert", sagte Kahane: "Da waren Leute mit wirklich verrückten, ja wahnhaften Ideen dabei. Und ich habe die Sorge, dass etwas Ähnliches passieren könnte wie bei 'Pegida', dass nämlich mit den argumentativen Salven von Extremisten Stimmung gemacht wird."
Auch sie finde einiges in der Corona-Krise problematisch. "Aber man kann Briefe an seine Abgeordneten schreiben und seine Sorge oder Kritik so ausdrücken", sagte Kahane.
Sie finde, dass die Bundeskanzlerin einen guten Job gemacht habe. Nun aber gebe es eine neue Phase der relativen Öffnung. Jetzt komme es darauf an, wie man mit den Corona-Folgen umgehe. "Und da werde ich in der Tat ganz genau hingucken: Werden nur die großen Konzerne gerettet? Die Autoindustrie? Nimmt man die Zerstörung unserer Klein- und Mittelbetriebe, etwa in der Gastronomie, in Kauf? Wird den Kulturschaffenden geholfen?", so Kahane. Wenn sie da feststelle, dass mit zweierlei oder gar dreierlei Maß gemessen wird, dann werde sie dagegen auf die Straße gehen.