Essen/Berlin (epd). Entwicklungsminister Gerd Müller (CCU) hat weitere Hilfen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie in Afrika angekündigt. So werde Äthiopien mit 120 Millionen Euro unterstützt, sagte Müller den Zeitungen der Essener Funke Mediengruppe (Montag). Die Mittel seien für die Stabilisierung und den Ausbau der Gesundheitsinfrastruktur bestimmt.
Bisher gebe es in dem nordostafrikanischen Land mit 110 Millionen Einwohnern gerade einmal 150 Intensivbetten. Ausreichend vorbereitete Krankenhäuser seien ohnehin nur in den Großstädten vorhanden. Auf dem Land sei die Gesundheitsversorgung katastrophal.
Mit den Sofortmaßnahmen solle auch der Reformkurs des äthiopischen Ministerpräsidenten und Friedensnobelpreisträgers Abyi Ahmed unterstützt werden, der Pressefreiheit, Korruptionsbekämpfung und wirtschaftliche Modernisierung spürbar vorangebracht habe, sagte Müller. Diese Erfolge seien massiv gefährdet, warnte er: "In Äthiopien sind die Exporte nach Europa um ein Drittel zurückgegangen. Fabriken schließen, 1,5 Millionen Jobs gehen bereits verloren. Viele Millionen Menschen rutschen in Armut ab."
Der Entwicklungsminister verwies zudem auf Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO), wonach sich in Afrika innerhalb eines Jahres 30 bis 40 Millionen Menschen mit dem Coronavirus infizieren könnten. Das Gesundheitszentrum der Afrikanischen Union meldete am Sonntag mehr als 60.000 Corona-Fälle und mehr als 2.000 Tote in Afrika.
Deutschland und Europa seien gefordert, "eine Katastrophe in Afrika zu verhindern", sagte Müller. "Hier können wir gezielt helfen durch den Aufbau von Produktionskapazitäten in Afrika für Testkits, Laborkapazitäten, angepasster Medizintechnik und Beatmungsgeräte."
Die Corona-Krise mache Entwicklungserfolge von Jahren zunichte, beklagte der Minister. Wegbrechende Exporte und Einnahmen bedrohten die Stabilität afrikanischer Staaten. "Wir müssen verhindern, dass ganze Länder bankrott gehen und sich Unruhen und Bürgerkriege entwickeln", sagte Müller.