Rom (epd). Fünf Tage nach ihrer Rettung haben 79 gerettete Bootsflüchtlinge an Bord des Frachters "Marina St. Johns" in Sizilien an Land gehen dürfen. Nach Angaben der Regionalzeitung "Quotidiano di Sicilia" vom Samstag (Online), werden die Migranten vor dem Hafen von Porto Empedocle eine Quarantäne-Zeit auf dem Fährschiff "Moby Zaza" verbringen. Bis zur Ankunft der Fähre würden die Flüchtlinge, darunter zwei Frauen, in einem Aufnahmezentrum in Syrakus versorgt.
Weitere Flüchtlinge müssen nach Angaben von Hilfsorganisationen dagegen noch auf Schiffen im Mittelmeer ausharren. Die Hilfsorganisation SOS Mediterranée teilte dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Samstag mit, dass sich weiterhin 162 gerettete Bootsflüchtlinge auf maltesischen Schiffen auf See befänden. In internationalen Gewässern außerhalb des maltesischen Hoheitsgebiets warteten seit dem 30. April 57 Migranten auf der "Europa II" auf die Zuweisung eines sicheren Hafens. Weitere 105 Menschen seien seit ihrer Rettung am Mittwoch auf der "Bahari" außerhalb maltesischer Gewässer.
Im Fall des Handelsschiffs "Marina St. Johns" waren die Flüchtlinge 30 Seemeilen südlich von Lampedusa in der maltesischen Rettungszone aufgenommen worden. Daher hätten die Behörden in der maltesischen Hauptstadt Valletta die Rettungsaktion koordiniert und auch die Entscheidung über den sicheren Hafen getroffen, berichtete die Turiner Tageszeitung "La Stampa". Die Entscheidung für einen sicheren Hafen in einem anderen Land sei rechtens, werde aber voraussichtlich zu Spannungen führen.
Die deutsche Hilfsorganisation Sea-Watch hatte zuvor unter Berufung auf den Kapitän der "Marina St. Johns" beklagt, die Situation an Bord des Handelsschiffs sei "untragbar", die Flüchtlinge schliefen an Deck und Nahrungsmittel würden knapp. Für Quarantäne hatte die italienische Regierung in den vergangenen Wochen eine Fähre für Flüchtlinge von den Rettungsschiffen "Alan Kurdi" und "Aita Mari" vor dem Hafen von Palermo bereitgestellt.
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