Genf (epd). Die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Michelle Bachelet, hat die zunehmende Zahl getöteter Zivilisten in Syrien scharf verurteilt. In dem Bürgerkriegsland seien viele gezielte Angriffe auf Wohngebiete zu verzeichnen, erklärte Bachelet am Freitag in Genf. Die Terrororganisation "Islamischer Staat" und andere bewaffnete Gruppen nutzten offensichtlich den weltweiten Kampf gegen die Corona-Pandemie aus, um sich neu aufzustellen und die Bevölkerung zu attackieren.
Im April wurden demnach mindestens 35 Zivilisten durch Sprengsätze getötet, fast alle im Norden und Osten des Landes. Im März habe es nur sieben zivile Todesopfer durch Sprengsätze gegeben. In der südlichen, vom Assad-Regime kontrollierten Provinz Dar'a hat das Hochkommissariat seit März 52 vorsätzliche Tötungen registriert. Unter den Opfern seien viele Zivilisten. Bei der Explosion eines Tankwagens in der nördlichen Stadt Afrin seien Ende April 51 Menschen ums Leben gekommen, darunter mindestens 29 Zivilisten.
Bachelet bestätigte, dass derweil die seit Wochen gültige Waffenruhe in und um die nordwestliche Provinz Idlib generell eingehalten werde. Russland und die Türkei hatten sich auf die Feuerpause geeinigt. Die Streitkräfte von Machthaber Baschar al-Assad, das russische Militär und verbündete Milizen wollen Idlib und angrenzende Gebiete von islamistischen Kämpfern und anderen Rebellen zurückerobern. Die Türkei schickte ebenfalls Truppen in die Region, die als eine der letzten gilt, die von Assad-Gegnern gehalten wird.
Der Syrien-Konflikt begann 2011 mit einem Volksaufstand gegen Assad. Rebellen und Terrorgruppen erzielten große Geländegewinne. Mit militärischer Hilfe Russlands und des Irans holte sich Assad die meisten Gebiete zurück.