Genf (epd). Das Bürgerkriegsland Afghanistan ist nach Einschätzung der Vereinten Nationen von der Corona-Pandemie besonders stark bedroht. Ohne Gegenmaßnahmen könnten sich bis zu 25 Millionen Menschen, rund 80 Prozent der Bevölkerung, mit dem Coronavirus infizieren, warnte ein Sprecher der Internationalen Organisation für Migration (IOM) am Dienstag in Genf.
IOM-Sprecher Paul Dillon bezog sich dabei auf afghanische Regierungsangaben. Corona-Untersuchungen bei 500 Menschen in der Hauptstadt Kabul hätten eine alarmierende Rate von 50 Prozent positiver Tests ergeben. Kabul hat den Angaben nach bis zu sieben Millionen Einwohner.
Der Kampf gegen die Atemwegserkrankung Covid-19 in Afghanistan wird laut dem IOM-Sprecher durch das sehr schwache Gesundheitssystem erheblich erschwert. Es mangele an Testeinrichtungen, Behandlungskapazitäten und medizinischem Personal. Die Rückkehr von gut 270.000 afghanischen Flüchtlingen aus Iran und Pakistan seit Januar sei eine zusätzliche Belastung. Zudem untergräbt die anhaltende Gewalt in dem Land die Anstrengungen, den Erreger einzudämmen.
In Afghanistan kämpfen die Streitkräfte der Regierung mit internationaler Hilfe gegen die extremistischen Taliban und andere Terrorgruppen. Auch Einheiten der Bundeswehr sind in Afghanistan stationiert. Die IOM gehört zu den Vereinten Nationen.