Bonn (epd). Der Bonner Virologe Hendrik Streeck fordert dazu auf, über ein Ausweiten der Coronatests in Deutschland nachzudenken. Wenn nur Menschen mit Symptomen getestet würden, bestehe die Gefahr, dass jede fünfte Infektion übersehen werde, sagte der Direktor des Instituts für Virologie in einem am Dienstag veröffentlichten Video der Universität. Die am Montag veröffentlichte "Heinsberg-Studie" unter der Leitung Streecks hatte ergeben, dass 22 Prozent der Corona-Infizierten in der Gemeinde Gangelt keine Symptome hatten und die Infektion nicht bemerkten.
Um dieses bisher unsichtbare Fünftel der Infizierten erfassen zu können, müssten auch Menschen ohne Symptome auf das Virus getestet werden, mahnte Streeck. Präzise Zahlen seien wichtig: "Je genauer die Zahlen sind, desto genauer kann man abschätzen, was so eine Pandemie von Sars-CoV-2 eigentlich für die Gesellschaft bedeutet." Für ihn als Wissenschaftler sei es ein Novum, Daten vorzustellen, die nicht zuvor durch einen Gutachterprozess gelaufen sind.
Für die Zukunft sieht Streeck weitere Anknüpfungspunkte für die Forschung zu dem Coronavirus in Heinsberg. "Wir würden gerne verstehen, wie es sich dort mit der Immunität verhält", sagte der Virologe. Dabei könne etwa genauer untersucht werden, ob Menschen sich nach einiger Zeit erneut mit dem Virus infizieren können. Das Institut habe zudem Pläne, "wie wir vielleicht verstehen wollen, wie sich deutschlandweit das Infektionsgeschehen verhält", kündigte Streeck an. Details könne er dazu noch nicht nennen.