Berlin (epd). Die Bundesvereinigung Lebenshilfe fordert in der Corona-Krise umfassende staatliche Hilfen für Familien mit behinderten Angehörigen. "Viele Eltern haben in der jetzigen Situation keinerlei Unterstützung mehr und müssen die Betreuung zu Hause irgendwie alleine schaffen", sagte die Bundesvorsitzende der Organisation, Ulla Schmidt, am Montag anlässlich des europäischen Protesttages zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung am Dienstag.
Die Folgen der Corona-Pandemie träfen Familien mit behinderten Angehörigen ganz besonders hart. Die hohen Belastungen würden aber in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen. Auch in der Diskussion zur Öffnung der Schulen seien Kinder und Jugendliche mit Behinderung nicht im Blick, sagte die SPD-Bundestagsabgeordnete und ehemalige Bundesgesundheitsministerin.
Menschen mit Beeinträchtigung haben laut Schmidt oft Vorerkrankungen und damit ein hohes Risiko, bei einer Ansteckung mit dem Coronavirus schwer zu erkranken. Daher seien die Eltern hin- und hergerissen, ob sie Hilfe von außen überhaupt annehmen sollen. "Der Staat muss diesen Familien jetzt mit allen Mitteln helfen", fordert die Lebenshilfe-Vorsitzende. "Mit Notbetreuung dort, wo es Angehörige wünschen. Und mit Ausgleich von Verdienstausfall für Eltern, die ihre erwachsenen Kinder zu Hause betreuen müssen, weil die Tagesbetreuung oder Werkstatt für Menschen mit Behinderung geschlossen ist." Entscheidend sei auch, dass Unterstützungsangebote wie familienentlastende Dienste finanziell abgesichert werden, um den Familien nach Corona weiter zur Verfügung zu stehen.