Hannover (epd). Der weltweite Energieverbrauch sinkt in der Corona-Krise, langfristig wird er einer Studie zufolge aber wieder zunehmen. Der Anstieg der Nachfrage werde vor allem auf den Energiehunger der Entwicklungs- und Schwellenländer zurückgehen, teilte die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) am Mittwoch in Hannover mit. Die BGR legte mit ihrer jährlichen Energiestudie aktuelle Daten zur weltweiten Energierohstoffversorgung und zum Handel mit den fossilen Energieträgern Erdgas, Erdöl und Kohle sowie mit Kernbrennstoffen vor.
Die Entwicklungs- und Schwellenländer stünden vor der großen Herausforderung, wirtschaftliche Entwicklung und steigenden Wohlstand mit dem Klimaschutz in Einklang zu bringen, hieß es. Dabei gingen diese Staaten unterschiedliche Wege. Indien hatte der BGR-Studie zufolge 2010 einen Primärenergiebedarf von 539 Millionen Tonnen Steinkohleeinheiten. Im Jahr 2018 betrug der Bedarf bereits 809 Millionen Tonnen - ein Zuwachs von etwa 50 Prozent.
Während Indien seinen Mehrbedarf im Wesentlichen durch Kohle decke, setze China zunehmend auf erneuerbare Energien, hieß es weiter. "China ist beim Ausbau der erneuerbaren Energien mit Abstand führend", sagte Michael Schauer, Co-Autor der Energiestudie. Allein bei der Photovoltaik sei zuletzt die Hälfte der in einem Jahr weltweit neu installierten Leistung auf das Konto von China gegangen, nämlich 50 von insgesamt 100 Gigawatt. Zum Vergleich: In Deutschland stehen insgesamt knapp 46 Gigawatt installierte Leistung aus Photovoltaik zur Verfügung, in China sind es 174 Gigawatt.
Die Europäische Union ist der BGR zufolge eine der wenigen Regionen weltweit, in denen der Energieverbrauch nicht steigt. Zwischen 2010 bis 2018 verbrauchten die EU-Staaten 4,4 Prozent weniger Energie. Dabei decken die fossilen Energieträger und die Atomkraft mit rund 80 Prozent immer noch den größten Anteil des Bedarfs. Allerdings seien alle EU-Staaten dabei, ihre Energieversorgung grundlegend umzustellen, weg von nuklearen und fossilen Brennstoffen hin zu erneuerbaren Energien. Ihr Anteil am europäischen Energieverbrauch stieg zwischen 2010 und 2018 von 13 auf 18 Prozent.