Osnabrück (epd). Die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene fordert eine sofortige Öffnung von Kindertagesstätten und Grundschulen. "Unter einem Schutzschild sollte es unbedingt wieder losgehen, um die teils untragbaren Situationen für unzählige Familien zu beenden", sagte Vorstandssprecher Peter Walger der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Dienstag). "Da brauchen wir mehr Tempo." Die Datenlage rechtfertige eine schrittweise Wiederöffnung von Kitas und Schulen, betonte Walger, selbst Infektiologe und Intensivmediziner.
Die ersten Schritte zur Wiederaufnahme von Unterricht und Betreuung müssten um die jüngeren Jahrgänge und insbesondere die Kleinkinder erweitert werden, verlangte die Gesellschaft. "Von der Infektionsgefahr her macht es keinen Sinn, mit den Abiturjahrgängen und den älteren Schülern anzufangen und die jüngeren Grundschüler und Kita-Kinder länger daheim zu lassen", sagte Walger.
Wo Testung und Maskenschutz gewährleistet seien, solle "ab sofort" wieder geöffnet werden. "Der Schaden durch die Kita- und Grundschul-Schließungen ist gewaltig", warnte der Experte. "Die Notbetreuung deckt ja nur einen kleinen Anteil ab." Abertausende Väter und Mütter arbeiteten nicht, weil ihre Kinder nicht betreut würden. "Wenn wir noch länger abwarten, eskalieren die Sekundäreffekte."
Walger verwies auf Erkenntnisse aus China, Modelle aus London sowie eine Studie von Schweizer Forschern über die nur minimalen Effekte von Schulschließungen in mehreren europäischen Ländern im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus: "Die pauschalen Warnungen, Kita- und Schulöffnungen würden zu einem Hochschnellen der Infektionszahlen führen, sind definitiv übertrieben", sagte der Infektiologe.