Hamburg (epd). Das Hamburger Umweltinstitut hat vor Gesundheitsgefahren durch Desinfektionsmittel gewarnt. Sie würden in der Corona-Krise in großen Mengen eingesetzt, etwa zur Handdesinfektion oder zur Desinfektion von Gegenständen und Böden, teilte das Institut am Montag mit. Dabei seien jedoch eine Reihe von Aspekten zu berücksichtigen, "die vielleicht im Eifer des Kampfes gegen die Pandemie zu wenig beachtet werden", hieß es.
Viele der Inhaltsstoffe von Desinfektionsmitteln seien krebserregend, sensibilisierend, allergieauslösend sowie lungen-, leber- und nervenschädigend. Dies gelte beim Einatmen des Nebels aus Sprühflaschen und bei der Anwendung auf der Haut. Zum Beispiel sei das verwendete Isopropanol weitaus giftiger als üblicher Trinkalkohol. Auch Aldehyde und Ketone wiesen genauso wie zusätzliche Prozess-Chemikalien und Duftstoffe ein erhebliches Gesundheitsrisiko auf.
Durch die häufige Verwendung dieser fettlösenden Mittel werde zudem die Hautflora geschädigt. Dadurch könnten sich Resistenzen der entsprechenden Keime bilden und Dermatosen möglich werden. Durch die ausgetrocknete Haut besteht ein viel höheres Risiko, sich die schmerzenden Hände ins Gesicht zu reiben und auf diese Weise noch mehr Keime zu übertragen. Eine zur Linderung verwendete Feuchtigkeitscreme könne das Problem zusätzlich verschärfen, da die fetthaltige Außenseite des Coronavirus dadurch geradezu aktiv festgehalten wird.
In medizinischen Bereichen wie Krankenstationen oder Arztpraxen sei es sinnvoll, chemische Desinfektionsmittel zu verwenden. "Unverantwortlich und grob fahrlässig" dagegen sei es, sie jetzt allgemein in Kindergärten, Schulen, Arbeitsstätten oder gar zu Hause anzuwenden, so das Umweltinstitut. Wegen ihrer organischen Lösungsmittel könnten sie die Atemwege schädigen und vor allem bei Menschen mit Vorerkrankungen wie Asthma zusätzliche Schäden verursachen.
Ein sorgfältiges Händewaschen mit Kernseife, Olivenseife oder auch einer anderen haushaltsüblichen Handseife reiche völlig aus, um mögliche Infektionsrisiken über die Hände oder durch Handkontakt auszuschließen. Dies sollte aktiv in den Bildungseinrichtungen vermittelt werden, anstatt liter- und kanisterweise chemische Lösungsmittel als vermeintlich sichere Lösung anzubieten, warnte das Institut.