Oldenburg, Kiel (epd). Der Kieler Klimaforscher Mojib Latif hat in der Corona-Krise davor gewarnt, den Klimaschutz zu vergessen. 2007 habe es bereits eine ähnliche Situation gegeben, sagte er der Oldenburger "Nordwest-Zeitung" (Samstag). "Damals gewannen der Klimaschützer Al Gore und der Weltklimarat den Friedensnobelpreis. Dann kamen die Finanz- und Weltwirtschaftskrise und das Thema war tot." Diese Gefahr bestehe jetzt auch. "Die riesigen Summen an Hilfsgeldern sollten nicht dafür benutzt werden, um alte Strukturen zu zementieren. Die Hilfsgelder sollten an Nachhaltigkeitskriterien gebunden werden."
Die aktuell unter den Corona-Beschränkungen gesunkenen CO2-Werte und die derzeit bessere Luft seien für den Klimaschutz "irrelevant", betonte der Klimaforscher. "Das Klima reagiert nur auf die langfristige Strategie, die die Menschheit einschlägt." Wenn nach Corona alles so weiter gehe wie bisher, sei nichts gewonnen. "Die weltweiten Treibhausgasemissionen müssen nachhaltig deutlich sinken, um einen Klimakollaps zu vermeiden. In den letzten Jahrzehnten sind sie leider immer nur gestiegen."
Ob die vergangenen drei Trockenjahre ein Anzeichen für den Klimawandel sind, lasse sich nicht mit Sicherheit sagen, unterstrich Latif. "Es ist die Krux: Das Klima entwickelt sich allmählich. Wenn sie heute etwas tun, wissen sie in einigen Jahrzehnten, wie es sich auswirkt." Allerdings deute mit Blick auf die Trockenheit, die Durchschnitts-Temperaturen und die Niederschläge alles auf den Klimawandel hin. Das vergangene Jahr sei weltweit, aber auch in Deutschland, das zweitwärmste Jahr überhaupt gewesen, gemittelt über Europa sogar das wärmste.