Frankfurt a.M. (epd). Die meisten Tafeln in Deutschland versuchen trotz der Corona-Krise weiter, Bedürftige mit Lebensmitteln zu versorgen. Nach zwischenzeitlichen Schließungen sind die Einrichtungen in den Großstädten fast alle wieder in Betrieb, wie eine Umfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) unter mehr als 30 Städten ergab. Viele arbeiten allerdings in eingeschränktem Umfang und haben ihre Abläufe geändert, um Obst, Gemüse und andere Esswaren möglichst kontaktarm zu verteilen. Die Träger rechnen nach eigenen Angaben damit, dass die Zahl der Bedürftigen infolge der Pandemie künftig deutlich ansteigt. "Sicherlich wird unsere Arbeit mehr denn je gefragt sein, da möglicherweise - hoffentlich nicht - es mehr Personen ohne Arbeit geben wird", sagte Edith Kleber von der Tafel in Frankfurt am Main.
Die Einrichtungen von Kiel bis München organisierten nach eigenen Angaben ihren Betrieb um, indem etwa wie in Köln die Ausgabe der Nahrungsmittel ins Freie verlegt wurde. In Städten wie Potsdam, Oldenburg, Dortmund, Würzburg, Worms oder Heilbronn stellten die Betreiber auf Lieferdienste um. In Frankfurt am Main, Mainz, Fulda und Rostock wurden Ausgabestellen verlegt, in München gibt es statt verschiedener Tafel-Läden eine zentrale Ausgabe mit festen Abholzeiten. Zahlreiche Tafeln packen Lebensmittel-Taschen oder -Körbe vor, entweder zur Ausgabe oder zu Auslieferung, so etwa in Hamburg, Berlin, Bremen, Osnabrück, Karlsruhe und Nürnberg.
Andere greifen zu weiteren kreativen Lösungen, um die Abstandsregeln und Vorgaben zum Infektionsschutz einzuhalten. So werden die Nahrungsmittel in Schwerin gegen einen symbolischen Euro durch ein Fenster übergeben, in Mainz verteilt die Tafel Lebensmittelgutscheine, in Koblenz werden die Spenden zur kontaktlosen Abholung in Kisten abgelegt. Überall arbeiten die Helferinnen und Helfer mit Mundschutz und Handschuhen, in geöffneten Ausgabestellen wird der Zugang begrenzt.
Da ein Großteil der Ehrenamtlichen über 65 Jahre alt ist und damit zur Risikogruppe gehört, mussten von den bundesweit mehr als 940 Tafeln seit Mitte März etwa 450 vorübergehend schließen. Ein Grund waren auch die häufig beengten Räumlichkeiten. In den großen Städten öffneten die meisten Tafeln in den vergangenen Tagen wieder zumindest in begrenztem Umfang, etwa in Düsseldorf, Würzburg, Schwerin und Fulda. Die Tafel in Karlsruhe will in der kommenden Woche wieder einen Notbetrieb aufnehmen. In Hannover, Saarbrücken und Ulm bleiben Einrichtungen dagegen weiter geschlossen.
Alle befragten Tafeln verfügen nach eigenen Angaben trotz des Ausfalls älterer Mitarbeiter derzeit über ausreichend Helfer, da sich viele junge Menschen freiwillig gemeldet hätten. Einige zeigten sich aber besorgt, dass künftig Helfer fehlten könnten, wenn die jüngeren in ihren Alltag zurückkehren und vermutlich nicht alle älteren wiederkommen.
Etliche Einrichtungen, darunter in Hamburg, Oldenburg, Rostock, Fulda, Mannheim und Stuttgart, verzeichneten bereits eine Zunahme der Nachfrage nach Unterstützung, wie sie erklärten. Mit einem weiteren Anstieg rechnen auch die Tafeln in Berlin, Dresden und Frankfurt.
Mehrere Tafeln forderten mehr staatliche Unterstützung für ihre Arbeit. Die Filialen in Dresden, Mannheim und Rostock verwiesen auf höhere Kosten für Lieferdienste, Verpackungen, Schutzausrüstung oder Desinfektionsmittel. "Ein weiterer Betrieb bei den jetzigen Rahmenbedingungen ist von den Kosten nicht lange zu stemmen", sagte Hubert Mitsch von der Mannheimer Tafel. Einige Einrichtungen äußerten sich zudem besorgt über einen Rückgang an Lebensmittelspenden.
epd lde/mih fu