Genf (epd). Der Mangel an Masken und anderer Schutzausrüstung gefährdet nach Angaben der Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" die medizinische Versorgung von Millionen Hilfsbedürftigen in Entwicklungsländern. In etwa drei Wochen seien die globalen Vorräte der Organisation an Schutzausrüstung aufgebraucht, sagte Kenneth Lavelle von "Ärzte ohne Grenzen" am Mittwoch in Genf. Nötig sei außer der Steigerung der Produktion eine gerechte Verteilung, die sich nicht nur an marktwirtschaftlichen Kriterien orientiere.
Derzeit bekomme derjenige Masken, der am meisten bezahle, sagte Lavelle. Die Maskenpflicht in vielen reichen Ländern werde die Lage zusätzlich verschärfen. Der Schutz des medizinischen und Pflegepersonals genieße höchste Priorität, betonte er. Deshalb werde "Ärzte ohne Grenzen" ohne die nötige Ausrüstung vor der schwierigen Entscheidung stehen, Einsätze in einigen der ärmsten und unterentwickelsten Ländern einzustellen.
Die Leiterin des Einsatzes von "Ärzte ohne Grenzen" in der Demokratischen Republik Kongo, Trish Newport, erklärte, anders als viele Europäer hätten die Hilfsbedürftigen in dem zentralafrikanischen Land nicht die Chance, sich im eigenen Heim zu isolieren. Sie seien auf Masken angewiesen, weil sie auf engstem Raum oder in Notunterkünften lebten.
Lavelle erklärte, ein Ausbruch des Coronavirus in einem einzigen Flüchtlingslager könne leicht Zehntausende infizieren. Darüber hinaus warnte er vor schweren Folgen, sollten infolge der Knappheit etwa Impfkampagnen eingestellt werden. Die Folge seien unweigerlich Ausbrüche zusätzlicher Epidemien, etwa von Masern. Auch Cholera, Ebola und Malaria seien gesundheitliche Herausforderungen, denen in den kommenden Monaten dringend begegnet werden müsse.
Lavelle rief Industriestaaten zu globaler Solidarität auf. Auch wenn jede Regierung für ihre Bevölkerung sorgen müsse, dürften die ärmsten Staaten nicht vergessen werden, sagte er.