Penzberg (epd). Die coronabedingten Ausgangsbeschränkungen werden auch den Fastenmonat Ramadan bestimmen. Einer der bekanntesten Vertreter der Muslime in Bayern, der Penzberger Imam Benjamin Idriz, sieht darin auch eine Chance. "Wir können in diesem Jahr Ramadan anders gestalten als sonst und uns mehr auf die Grundidee des Verzichts und unsere Familie konzentrieren", sagte der Vorsitzende des "Münchner Forums für Islam" im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Für die Muslime in Deutschland beginnt der Fastenmonat Ramadan in diesem Jahr am 24. April und endet am 23. Mai.
Wegen der Ausgangsbeschränkungen seien auch die Moscheen noch bis mindestens 3. Mai geschlossen, sagte Idriz. Gemeinsames Beten in der Moschee könne es daher nicht geben. Auch die sogenannten Iftar-Essen nach Sonnenuntergang, zu denen sonst viele Menschen zusammenkämen, könnten nur in der engsten Familie stattfinden. Die Muslime müssten den Ramadan insgesamt zurückhaltender gestalten; die individuelle Beziehung zu Gott rücke dafür in den Vordergrund. "Gott ist überall, nicht nur in der Moschee."
Die Muslime hielten sich auch im Ramadan an die Corona-Regelungen, auch wenn sie ihre Moscheen vermissen, sagte Idriz. Dank der digitalen Möglichkeiten könne er gut Kontakt zu seinen Gemeindegliedern halten. Jeden Tag im Ramadan fänden in den Moscheen zum Beispiel Koranrezitationen statt. "Dieses Jahr werde ich allein in der Penzberger Moschee sein und die Abschnitte vortragen; die Gläubigen können das alles dann online mitverfolgen", erläuterte Imam Idriz.
Dennoch müsse man spirituelle Abstriche machen: etwa in der Nacht des Schicksals, die in diesem Jahr auf den 19. Mai fällt und die heiligste Nacht für Muslime sei, weil in ihr der Koran erstmals offenbart wurde. Auch wenn bis dahin die Corona-Regelungen für Gottesdienste gelockert seien - "normal können wir diese Nacht natürlich auf keinen Fall feiern", bedauert Idriz. Er hoffe auf einen Fernsehsender, der zumindest eine halbe Stunde aus einer Moschee sendet.