Giffey: Kita-Schließung bis August ist keine Lösung

Giffey: Kita-Schließung bis August ist keine Lösung
Kita-Kinder bis August einfach zu Hause zu lassen, ist für Ministerin Giffey keine gute Lösung im Kampf gegen das Coronavirus. Sie mahnt eine Abwägung an zwischen dem Gesundheitsschutz in der Pandemie und dem Kindeswohl im Allgemeinen.

Berlin (epd). Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) hält eine Öffnung von Kindertagesstätten unter bestimmten Voraussetzungen noch vor August für denkbar. Es sei nicht die Lösung zu sagen, dass Kitas und Kindergärten bis August wegen der Corona-Pandemie geschlossen bleiben müssten, sagte sie am Montag in Berlin. Vielmehr müsse man jetzt darüber nachdenken, wie das Kita-Jahr noch bis zum Sommer gestaltet werden könne.

Über Konzepte zur schrittweisen Wiederöffnung der Einrichtungen in Abhängigkeit mit den Infektionsgeschehen beriet laut Giffey am Montag eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe in einer ersten Telefonkonferenz. Die Ministerin sprach sich in dem Zusammenhang dafür aus, ein Augenmerk insbesondere auf Vorschulkinder zu richten, die in den letzten Wochen ihres Kita-Lebens stünden. Ferner müsse über die Unterstützung von Alleinerziehenden gesprochen werden.

Am vergangenen Mittwoch hatten die Regierungschefs der Länder im Gespräch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) Lockerungen der seit Mitte März geltenden Corona-Einschränkungen vereinbart. Die Kinderbetreuungseinrichtungen sollen zwar weiter geschlossen bleiben, die Notfallbetreuung aber ausgeweitet werden können. Giffey begrüßte, dass nun auch Familien Anspruch auf die Notbetreuung bekämen, bei denen nur ein Elternteil in einem systemrelevanten Beruf tätig sei.

Die Ministerin mahnte aber auch eine Debatte über Möglichkeiten an, Spielplätze zum Teil wieder zu öffnen. Seit einer Woche beobachte man, dass die Meldungszahlen bezüglich häuslicher Gewalt gegen Frauen deutlich anstiegen, sagte Giffey. Hier gebe es auch einen Zusammenhang mit Kindern in den Haushalten. Daher müsse es eine Abwägung zwischen Corona-Gesundheitsschutz und dem Kindeswohl insgesamt in dieser Ausnahmesituation geben. Gerade in Großstädten sei die Bewegungsfreiheit der Kinder sehr eingeschränkt.

Die Diakonie Deutschland warnte vor den Folgen sozialer Isolation für Kinder. Maria Loheide, Vorstand Sozialpolitik, erklärte: "Was ihnen fehlt, sind die Freundinnen und Freunde und die pädagogische Förderung. Was wir brauchen, ist ein klarer, eng mit den Einrichtungen abgestimmter Fahrplan, wie unsere Kinder möglichst bald wieder in ihr gewohntes Kita-Umfeld zurückkehren können - natürlich unter der Voraussetzung von ausreichend Hygiene- und Schutzmaßnahmen."

Zum Infektionsschutz könnten kleine, homogene Gruppen, ausreichende, auch alternative Räumlichkeiten und vorerst nur tageweise Betreuung beitragen, sagte Loheide: "Das gemeinsame Spiel und Freundschaften sind neben der pädagogischen und professionellen Erziehung, Bildung und Betreuung unheimlich wichtig und wertvoll für die Entwicklung von Kindern."

Die Diakonie Deutschland ist der Bundesverband der Diakonischen Werke der evangelischen Landes- und Freikirchen sowie von Fachverbänden verschiedener Arbeitsfelder. Zur Diakonie gehören etwa 31.500 stationäre und ambulante Dienste wie Pflegeheime, Krankenhäuser, Kindertagesstätten, Beratungsstellen und Sozialstationen.