Berlin (epd). Mit einem ökumenischen Gottesdienst haben die beiden großen Kirchen am Sonntag in Berlin an die Befreiung des Konzentrationslagers Sachsenhausen vor 75 Jahren erinnert. Die Feier aus der katholischen Gedenkkirche Maria Regina Martyrum in Berlin-Charlottenburg wurde live im Fernsehen übertragen. Wegen der Corona-Krise fand der Gottesdienst ohne Gemeinde statt.
Der Rabbiner Andreas Nachama erinnerte an seinen Vater Estrongo Nachama, der den Todesmarsch der Häftlinge des KZ Sachsenhausen überlebt hatte. Oft werde gefragt, wo Gott in dieser Zeit gewesen sei. "Mein Vater fragte oft, wo war der Mensch in dieser Zeit", sagte Nachama.
Neben dem Rabbiner Andreas Nachama war auch die Pröpstin der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO), Christina-Maria Bammel, an dem Gottesdienst beteiligt. Sie erinnerte an das unvorstellbare Grauen in den Konzentrationslagern der Nazizeit, in der der Tod "ein Meister aus Deutschland" geworden sei. Heute lebten Menschen verschiedener Religionen in einem anderen Land. Allerdings sei diese Gesellschaft "gegen die Seuche der Todesobsession und des Hasses" nicht immun. Sie sei daher angewiesen auf die Erinnerung an Ravensbrück und andere Schreckensorte.
Auch der Beauftragte für Erinnerungskultur und Gedenkstättenarbeit des Erzbistums Berlin, Pfarrer Lutz Nehk, und dessen evangelische Kollegin, Pfarrerin Marion Gardei, nahmen an dem Gottesdienst teil.
Das KZ Sachsenhausen in Oranienburg wurde am 22. April 1945 von der sowjetischen Armee befreit. Bis dahin waren dort mehr als 200.000 Menschen inhaftiert, Zehntausende starben.