Genf (epd). Der Weltärzteverband hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) für den Umgang mit der Corona-Krise scharf kritisiert. Die WHO habe eine frühe Warnung Taiwans über das neuartige Coronavirus in China ignoriert, heißt es in einem Brief des Weltärzteverbandes vom Freitag an die WHO in Genf. Die Welt bezahle jetzt einen hohen Preis. Die WHO wies die Anschuldigungen entschieden zurück.
Frank-Ulrich Montgomery, Vorsitzender des Weltärzteverband-Vorstandes, forderte von der WHO, einer Delegation aus Taiwan Zugang zu der für Mai anberaumten Weltgesundheitsversammlung zu geben. Ziel müsse es sein, dass Taiwan uneingeschränkt und wirksam in der WHO mitarbeiten darf, fordert der deutsche Mediziner. Ob und wann die Versammlung stattfindet, ist jedoch unklar.
Die WHO bestätigte den Erhalt einer E-Mail der Taiwanesen vom 31. Dezember 2019. Diese E-Mail sei eingegangen, nachdem China die WHO bereits über die neue Atemwegserkrankung in der Stadt Wuhan informiert habe. Taiwan habe sich auf Berichte aus Wuhan gestützt. Laut WHO habe Taiwan somit nur festgestellt, was Chinas Behörden bereits vorher an die Weltgesundheitsorganisation kommuniziert hätten. Auf eine E-Mail der WHO habe Taiwan nicht reagiert.
Die Volksrepublik China betrachtet Taiwan als abtrünnige Provinz und versucht, die Insel international zu isolieren. Über eine Aufnahme Taiwans in die WHO entscheiden alleine die 194 WHO-Mitglieder. US-Präsident Donald Trump wirft der WHO eine zu enge Beziehung zu China vor, die WHO habe der Volksrepublik bei dem Versuch geholfen, den Ausbruch der Atemwegserkrankung Covid-19 zu vertuschen. Die USA frieren deshalb ihre Beiträge an die WHO ein.