Genf, Washington (epd). Afrika steht nach der Prognose des Internationalen Währungsfonds (IWF) vor einer beispiellosen Gesundheits- und Wirtschaftskrise. Alles deute darauf hin, dass die Corona-Pandemie zahlreiche Menschenleben kosten und zugleich eine akute Wirtschaftskrise auslösen werde, erklärte der Afrika-Direktor des IWF, Abebe Aemro Selassie, am Mittwoch in Washington. In seinem aktuellen Ausblick für Afrika geht der IWF für dieses Jahr davon aus, dass die Wirtschaft auf dem Kontinent um 1,6 Prozent schrumpfen wird. Das wäre das größte Minuswachstum, das jemals in Afrika verzeichnet wurde.
Das Pro-Kopf-Einkommen wird demnach um 3,9 Prozent sinken. Der Rückgang des verfügbaren Geldes und die Folgen der Corona-Bekämpfung bedrohten die Lebensgrundlagen unzähliger Menschen in Afrika, warnte Selassie. Die Regierungen müssten deshalb einerseits massiv in die Gesundheitssysteme investieren, zugleich aber Transferleistungen für die Ärmsten bereitstellen. Dies könne in Form von Bargeld oder Hilfsgütern geschehen. Die meisten afrikanischen Länder bräuchten aber Zugang zu Finanzierungen durch die internationale Gemeinschaft, um diese Leistungen erbringen zu können, betonte Selassie.
Die Wirtschaftsprognose für Afrika wurde während der virtuellen Frühjahrstagung von IWF und Weltbank vorgestellt, die vom 14. bis 17. April stattfindet. Der Währungsfonds verwies dabei auf insgesamt 11 Milliarden US-Dollar, die er 32 afrikanischen Staaten als Kredite gewähren werde. Zuvor hatte der Währungsfonds bereits angekündigt, für sechs Monate auf Schuldendienstzahlungen der 25 ärmsten Länder zu verzichten.
Die sieben wichtigsten Industriestaaten (G7), darunter Deutschland, haben ebenfalls ein Schuldenmoratorium angekündigt, falls die Gruppe der G20 mitzieht, zu der auch Russland und China gehören. 77 arme Staaten müssen demnach 2020 weder Zinsen noch Tilgung zahlen. Entwicklungsorganisationen begrüßten die Schritte, nannten sie aber unzureichend. Sie fordern einen umfassenden Schuldenerlass.