Rom (epd). Die großen Kirchen haben an Ostern zu Zuversicht und zu einem Schulterschluss aller in der Corona-Krise aufgerufen. Papst Franziskus feierte am Sonntag die Ostermesse im leeren Petersdom und gedachte besonders der Corona-Opfer und der Flüchtlinge. Das katholische Kirchenoberhaupt rief angesichts der Pandemie weltweit zu einer Waffenruhe auf und erteilte den Segen "Urbi et Orbi" (der Stadt und dem Erdkreis) ohne Tausende Pilger auf dem Petersplatz. Die Messe wurde live in Internet und Rundfunk übertragen. Auch die Ostergottesdienste in Deutschland fanden in leeren Kirchen statt.
In seiner Osterbotschaft sagte Franziskus, die Familien der Menschen, die durch die Lungenkrankheit Covid-19 gestorben seien, hätten sich oft nicht von ihnen verabschieden können. Der Papst gestand ein, dass in diesem Jahr viele Gläubige ein "einsames Osterfest, inmitten von Trauer und Nöten, von körperlichem Leid bis hin zu finanziellen Schwierigkeiten" feierten. Viele Menschen sorgten sich angesichts der Corona-Krise um eine ungewisse Zukunft und um ihren Arbeitsplatz.
Wegen der Pandemie sieht der Papst die Europäische Union vor einer "epochalen Herausforderung, von der nicht nur ihre Zukunft, sondern die der ganzen Welt abhängt". Um diese zu meistern, seien auch "neue Wege" erforderlich, sagte er und warnte vor nationalem Egoismus. Zugleich forderte der Papst, der Krieg in Syrien, der Konflikt im Jemen und die Spannungen im Irak sowie im Libanon müssten endlich ein Ende haben.
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, rief die Menschen zu gegenseitigem Beistand auf. Wer auf die Osterbotschaft von der Auferstehung Jesu Christi vertraue, der solle sie schon jetzt mit seinem Herzen und seinen Händen bezeugen, sagte der bayerische Landesbischof in seiner im Internet übertragenen Predigt im Berliner Dom. Er rief dazu auf, Menschen aus Flüchtlingslagern herauszuholen, in denen eine humanitäre Katastrophe drohe. Weltweit sei Solidarität mit den Ärmsten und Verletzlichsten geboten.
Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, rief ebenfalls zu Solidarität mit den Schwachen und Armen und den von der Corona-Epidemie besonders hart betroffenen Regionen auf. Die belastenden Jahre, die nun bevorstünden, könnten nur "im Schulterschluss aller in Europa und weltweit so gemeistert werden, dass sie die Ungleichheit und Ungerechtigkeit dieser Erde nicht noch vergrößern", sagte er in seiner Osterpredigt im Limburger Dom.
Nach Worten des lutherischen Superintendenten der Lippischen Landeskirche, Andreas Lange, ermutigt Ostern auch in Zeiten von Corona zu einem Blick nach vorn. Auch das Virus könne nicht daran rütteln, dass mit Ostern der Sieg des Lebens gefeiert werde, sagte Lange am Ostermontag in einem von der ARD ausgestrahlten Gottesdienst aus Lemgo "Wir stehen in einer traurigen Solidarität mit der ganzen Welt", sagte er.
In einem gemeinsamen ökumenischen "Wort zum Sonntag" verwiesen Bedford-Strohm und Bätzing auf die Auferstehung Jesu Christi: "Es gibt Hoffnung. Das Licht ist stärker als die Dunkelheit", sagte Bedford-Strohm. Bätzing sagte: "Gott ist wirklich für alle Menschen da, er will Ihnen nahe sein in allen Sorgen." Er rief dazu auf, an die Menschen zu denken, denen es schlechter geht, die im Krankenhaus liegen oder die in anderen Ländern noch mehr von der Krise betroffen sind.
An vielen Orten in Deutschland beteiligten sich am Sonntag Musikerinnen und Musiker an der Aktion "#osternvormbalkon" und ließen um 10.15 Uhr das Osterlied "Christ ist erstanden" von Balkonen, in Vorgärten und aus Fenstern erschallen. Der Flashmob des Posaunenwerks Hannover und des Evangelische Posaunendienstes in Deutschland wurde am Ende des ZDF-Fernsehgottesdiensts gezeigt, Fotos und Videos der Aktion gepostet.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier dankte den Deutschen für Disziplin und Einsatz in der Corona-Krise. "Ich bin tief beeindruckt von dem Kraftakt, den unser Land in den vergangenen Wochen vollbracht hat", sagte er in einer am Samstagabend ausgestrahlten Fernsehansprache. Er rief zu Vertrauen in die Demokratie auf, warb um Solidarität und bat um weiteres Engagement.
"Noch ist die Gefahr nicht gebannt", betonte der Bundespräsident. "Aber schon heute können wir sagen: Jeder von Ihnen hat sein Leben radikal geändert, jeder von Ihnen hat dadurch Menschenleben gerettet und rettet täglich mehr." In diesen Tagen zeige sich Deutschland als "lebendige Demokratie mit verantwortungsbewussten Bürgern".
epd bg/kfr/lde/et/rks