Münster (epd). Atomkraftgegner dürfen am Montag in Münster und Gronau Mahnwachen gegen einen Transport mit Uranmaterial abhalten. Unter Auflagen dürften die Proteste auch in der Corona-Krise stattfinden, erklärten die Organisatoren, darunter das Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen und der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU), am Sonntag. Die Aktivisten müssen laut einer Einigung zwischen den Kommunen und Veranstaltern einen Mundschutz tragen und 1,50 Meter Abstand voneinander halten.
Nachdem Münster die Versammlung zunächst verboten hatte, hatten die Organisatoren Klage beim Verwaltungsgericht eingereicht. Die Konfliktparteien kamen mit ihrem Kompromiss einem Urteil zuvor. Auch im westfälischen Gronau stimmte die Stadt laut den Initiativen am Sonntag einer Mahnwache auf der Brücke vor der Urananreicherungsanlage zu.
Die Atomkraftgegner kritisieren mit ihren Mahnwachen einen bevorstehenden Transport mit Uranmaterial von der Urananreicherungsanlage Gronau zur russischen Atomfabrik Novouralsk. Matthias Eickhoff von der Initiative Sofa (Sofortiger Atomausstieg) Münster erklärte, die Versammlung sei nur erforderlich, weil der Gronauer Urananreicherer Urenco ungeachtet der erheblichen Gefahren in der Corona-Krise auf dem Transport bestehe.
Die Grünen in NRW appellierten an die Regierungen in Bund und Land, die Transporte in der Corona-Krise zu stoppen. "Solche Transporte sind schon zu normalen Zeiten gefährlich, sie jetzt durchzuführen, wäre unverantwortlich", erklärte Grünen-Vorsitzende Mona Neubaur am Sonntag. "Die notwendige Sicherung eines möglichen Transportes würde zahlreiche Polizisten und Polizistinnen binden." Sie verwies darauf, dass das Gesundheitssystem bereits mit der Behandlung von Covid-19-Infizierten ausgelastet sei. Sollte bei dem Transport mit dem Uranmaterial ein Unfall passieren, könne ein hochgiftiger Stoff entstehen.
Als mögliche Route nannten sowohl die Atomkraftgegner als auch die Grünen die Städte Gronau, Münster, Hamm, Duisburg, Mönchengladbach, Venlo und den Hafen Amsterdam. Von dort sei es bei den bisherigen Transporten per Schiff weiter gegangen.