Genf, New York (epd). Die für November geplante Weltklimakonferenz in Glasgow wird wegen der Corona-Pandemie auf das kommende Jahr verschoben. UN-Generalsekretär António Guterres betonte am Donnerstag in New York, dass angesichts der eskalierenden Corona-Pandemie die Neuansetzung geboten sei. Hunderttausende Menschen seien bereits ernsthaft an Covid-19 erkrankt, viele Infizierte seien gestorben.
Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) sagte in Berlin, die Verschiebung der Weltklimakonferenz sei vollkommen verständlich. Eine Konferenz dieser Größe, bei der Vertreter von fast 200 Staaten zusammenkämen und Verhandlungen führten, könne man nicht als Videokonferenz abhalten. Angesichts der Bedeutung der Beschlüsse, die in Glasgow hätten fallen sollen, betonte Schulze, die Konferenz sei verschoben worden, nicht abgesagt.
Ein genauer Termin für die 26. Weltklimakonferenz mit Zehntausenden Teilnehmern solle zu einem späteren Zeitpunkt festgelegt werden, teilte das Klimasekretariat der Vereinten Nationen (UNFCC) in Bonn mit. Die Entscheidung für eine Verschiebung sei gemeinsam mit Gastgeber Großbritannien und dem Ausrichter-Partner Italien getroffen worden.
Gleichzeitig betonte Guterres, dass die Welt weiter entschieden gegen den Klimawandel ankämpfen müsse. Die dramatische Corona-Pandemie zeige, wie anfällig die Länder, Gesellschaften und Volkswirtschaften angesichts existenzieller Krisen seien. UN-Klimaschutzsekretärin Patricia Espinosa sagte, dass der Klimawandel langfristig die größte Bedrohung für die Menschheit darstelle.
Umwelt- und Hilfsorganisationen warnten die Regierungen ebenso davor, im Kampf gegen die Erderwärmung nachzulassen. Unter dem Vorwand des aktuellen Krisenmanagements dürften die Klimaschutzambitionen insbesondere der reicheren Länder nicht leiden, verlangte die Hilfsorganisation Care. "Wir akzeptieren keine Verzögerung der Klimaschutzmaßnahmen nur weil die aktuelle Konferenz um einige Monate verschoben wurde", hieß es.
Greenpeace lenkte den Blick auf die ökonomischen und finanzpolitischen Antworten auf die Corona-Pandemie: "Wenn nun Konjunkturprogramme aufgelegt werden, um die wirtschaftlichen Schäden der Pandemie wettzumachen, können mit diesem Geld sichere Arbeitsplätze und gleichzeitig eine klimagerechte und nachhaltige Wirtschaft geschaffen werden", erklärte die Organisation in Berlin.
Ähnliche argumentierte der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). "Grüne Antworten auf die Folgen von Covid-19 für unsere Wirtschaft können uns vor den katastrophalsten Auswirkungen der nächsten Krise am Horizont, der Klimakrise, bewahren", hieß es.
Germanwatch äußerte die Hoffnung, dass eine 2021 stattfindende Weltklimakonferenz sogar ein "klimapolitischer Aufbruch" werden könne. Eine Voraussetzung dafür sei die Abwahl von US-Präsident Donald Trump im November 2020, teilte die Organisation mit. Trump gilt als Bremsklotz im internationalen Kampf gegen den Klimawandel.
Zu der zehntägigen Konferenz im November im schottischen Glasgow waren auch Staats- und Regierungschefs aus aller Welt erwartet worden. Die Staaten des Pariser Abkommens von 2015 sollten dort ihre neuen Klimaschutzzusagen vorlegen. Zudem sollten die Staaten weiter über finanzielle Hilfe für arme Länder beraten, in denen der Klimawandel zu Verlusten und Schäden führt. Weiter war geplant, Antworten auf die komplizierten Fragen des Emissionshandels zu finden.
Die letzte Weltklimakonferenz Ende 2019 in Madrid war praktisch ergebnislos zu Ende gegangen. Die USA, Australien und Brasilien hatten neue Schutz-Maßnahmen abgelehnt. Klimaaktivisten sprachen von einem "katastrophale" Ausgang der Konferenz.
epd her/bm mih