Forscher: Corona setzt Arbeitsmarkt massiv unter Druck

Forscher: Corona setzt Arbeitsmarkt massiv unter Druck

Nürnberg (epd). Wegen der Corona-Pandemie erwartet das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung für das laufende Jahr einen drastischen Rückgang des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) von zwei Prozent. Vorübergehend schrumpfe das BIP sogar um mehr als sechs Prozent, heißt es in einer am Freitag in Nürnberg veröffentlichten Mitteilung. "Deutschland steht vor einer schweren Rezession", schreiben die Arbeitsmarktforscher.

Der Vorausschau liege die Annahme zugrunde, dass ein Teil der Wirtschaftstätigkeit nur für sechs Wochen ausfällt und dann über einen ebenso langen Zeitraum zur Normalität zurückkehrt. Unterstellt werde dabei eine weltweite Rezession, die nicht zu einer systemischen Krise anwachse.

Die Experten betonen die große Unsicherheit, die mit dem Corona-Virus verbunden sei. Im Fall von zweieinhalbmonatigen Ausfällen, die sich erst bis zum Jahresende wieder normalisieren, ergäbe sich für 2020 rechnerisch ein Rückgang des Inlandproduktes um 4,7 Prozent. Nicht abgedeckt wäre der Fall, dass es zu langanhaltenden flächendeckenden Arbeitsausfällen kommt.

"Einerseits gehen wir davon aus, dass der Arbeitsmarkt insgesamt noch relativ robust bleiben kann, wenn die Corona-Ausbreitung einen vorübergehenden Effekt in der Wirtschaftstätigkeit zur Folge hat", sagte Forschungsbereichsleiter Enzo Weber. Andererseits gebe es unmittelbaren Ausfälle von Wirtschaftstätigkeit gerade in Bereichen, die üblicherweise weniger von Konjunkturschwankungen betroffen seien. "Angesichts der Schwere der Krise müssen gegebenenfalls weitere drastische Stützungsmaßnahmen ins Auge gefasst werden", betonte der Experte, dessen Einrichtung zur Bundesagentur für Arbeit gehört.

Die Zahl der Erwerbstätigen wird laut der Vorausschau im Jahresdurchschnitt 2020 im Vergleich zum Vorjahr mit 45,25 Millionen stagnieren, zeitweise aber um 300.000 sinken. Die Arbeitslosigkeit wird im Jahresdurchschnitt bei 2,36 Millionen Personen liegen. Das wären rund 90.000 mehr als 2019. "Käme es aber zu den genannten zweieinhalbmonatigen Ausfällen mit einer verzögerten Normalisierung der Wirtschaftstätigkeit erst bis zum Jahresende, so könnte die Arbeitslosenzahl zeitweise die Marke von drei Millionen überschreiten", erklärte Weber.