Düsseldorf (epd). In diesem Jahr fällt der Equal Pay Day auf den 17. März. Bis zu diesem Tag müssen Frauen über das alte Jahr hinaus arbeiten, um dasselbe Gehalt zu erzielen, das Männer bereits im Jahr 2019 verdient haben. Die Gehaltslücke von rund 20 Prozent lässt sich nach Angaben der Hans-Böckler-Stiftung nur zum Teil damit erklären, dass die Entgelte in Berufen mit einem hohen Frauenanteil oft geringer ausfallen als in traditionellen Männerdomänen wie den technischen Berufen. Wie die gewerkschaftsnahe Stiftung am Freitag in Düsseldorf mitteilte, hinkt das Gehalt von Frauen dem Verdienst von Männern oft auch dann hinterher, wenn beide dem gleichen Beruf nachgehen und dort den gleichen Erfahrungsschatz gesammelt haben.
Mit 18 Prozent ist die Lücke laut Statistik zwischen Filialleitern und Filialleiterinnen besonders groß: Hier verdienen Männer mit zehn Jahren Berufserfahrung im Vollzeitjob durchschnittlich 3.220 Euro brutto im Monat, Frauen hingegen nur 2.640 Euro. Deutlich kleiner ist nach den Angaben mit sechs Prozent der Abstand für Erzieherinnen und Erzieher. Sozialpädagoginnen haben einen Rückstand von sieben Prozent gegenüber Sozialpädagogen. Für andere in Deutschland weit verbreitete Berufe - beispielsweise Bürokaufleute, Juristen und Industriekaufleute - beträgt der sogenannte Gender Pay Gap bei gleicher Berufserfahrung jeweils zehn Prozent oder mehr.
Ein wesentlicher Grund für den Gehaltsrückstand von Frauen sei die ungleiche Aufteilung der unbezahlten Sorgearbeit zu Hause - etwa bei der Kinderbetreuung. "Frauen weichen deshalb im Job oft auf Teilzeit aus, was langfristig mit deutlichen Einbußen bei den Stundenlöhnen verbunden ist", erklärt Karin Schulze Buschoff vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung. Auch blanke Diskriminierung von Frauen durch einzelne Arbeitgeber spiele eine Rolle. "Dazu kommt es insbesondere dann, wenn es im Betrieb keine klaren und transparenten Regeln zur Entgeltstruktur gibt", sagt Schulze Buschoff. Das Entgelttransparenzgesetz sollte dem zwar entgegenwirken, es werde aber in der Praxis bisher nur wenig genutzt und habe deshalb bisher keine spürbaren Effekte gezeigt.
Der beste Weg zu fairen und für alle transparenten Löhnen seien Tarifverträge, sagt Malte Lübker, Experte für Tarif- und Einkommensanalysen am WSI. "Tarifverträge unterscheiden nicht zwischen Männern und Frauen." Die WSI-Forscher beobachten deshalb mit Sorge, dass in Deutschland die Tarifbindung auf zuletzt 54 Prozent (2018) gesunken ist. Im Jahr 2000 betrug der Anteil der Beschäftigten in tarifgebundenen Betrieben noch 68 Prozent.