Berlin (epd). Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) beklagt im zehnten Jahr des Syrien-Konflikts eine weitere Verschlechterung der humanitären Lage im ganzen Land. In vielen Gebieten fehle es an der Grundversorgung mit Wasser, Lebensmitteln, medizinischen Leistungen und Unterkünften, sagte DRK-Generalsekretär Christian Reuter am Mittwoch in Berlin.
Die Infrastruktur sei vielerorts zerstört und die Hälfte der Gesundheitseinrichtungen außer Betrieb. Auch wenn sich die internationale Aufmerksamkeit vor allem auf die Provinz Idlib, dürfe nicht aus dem Blick geraten, dass die Situation landesweit seit Ende 2019 immer dramatischer werde.
"Viele Kinder können keine Schule besuchen und der Anteil der Bevölkerung, der unterhalb der Armutsgrenze lebt, wächst stetig: schon 2015 waren es schätzungsweise über 80 Prozent", betonte Reuter. Seit letztem Jahr seien die Lebensmittelpreise um mindestens 60 Prozent gestiegen. Ein Arbeiter müsse im Monat mehr als Dreiviertel seines Einkommens für Grundnahrungsmittel aufbringen.
Laut UN-Angaben sind derzeit über elf Millionen Menschen in Syrien auf humanitäre Hilfe angewiesen. Die wiederholte Vertreibung großer Teile der Bevölkerung, der eklatante Währungsverfall und die weitreichende Zerstörung landwirtschaftlicher Infrastruktur haben die Wirtschaft stark geschwächt. Das DRK ist seit 2012 in Syrien tätig und unterstützt die Schwestergesellschaft Syrischer Arabischer Roter Halbmond vor allem mit Hilfsgütern und Logistik für das ganze Land.
Der Syrien-Krieg begann 2011 mit einem Volksaufstand gegen Machthaber Baschar al-Assad. Rebellen und Terrorgruppen eroberten danach weite Teile des Landes. Mit Hilfe Russlands und des Irans gewann Assad die meisten Gebiete zurück. In die Kämpfe griffen auch die USA, die Türkei und weitere Länder ein.