Es sei nicht "politische Korrektheit", wenn Rassismus eine Absage erteilt werde, sondern die Einhaltung von Prinzipien, betonte Bielefeldt. Er rief dazu auf, "klipp und klar, diese Prinzipien zu benennen". Auf rassistische Äußerungen und Ausgrenzungen müsse man niedrigschwellig reagieren. "Das Wort Zivilcourage ist mir zu empathisch", sagte Bielefeldt, "sie muss selbstverständlicher werden".
Angesichts eines immer größer werdenden "Resonanzraums" für antisemitische und rassistische Reden erklärte Bielefeldt, die Meinungsfreiheit habe in einer Demokratie den Sinn, respektvoll um den richtigen Weg zu ringen, "da kann es ruppig zugehen und knallen". Die Grenze der Meinungsfreiheit sei aber dort, wo sie andere aus der Gemeinschaft ausschließe. Bielefeldt rief dazu auf, "den Sinn der Meinungsfreiheit nicht verlottern zu lassen".
Auch mit ihrer Geschichte und der Erinnerung daran müsste die Gesellschaft "pflegerisch umgehen". Wo "elementare Tatsachen geleugnet werden" oder historische Tatsachen "im Nebel der Fake-History" verschwänden, sei ebenfalls die Grenze der Meinungsfreiheit erreicht, erklärte der Historiker und Theologe.
Die ursprünglich ebenfalls für Sonntag geplante Eröffnung der bundesweiten Woche der Brüderlichkeit in Dresden ist wegen des Coronavirus abgesagt worden. Weitere Veranstaltung wurden ebenfalls abgesagt oder verschoben. Seit 1952 veranstalten die Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit jedes Jahr im März die Woche der Brüderlichkeit. Im vergangenen Jahr wurden dazu bundesweit rund 2.000 Veranstaltungen angeboten. 2021 ist die zentrale Eröffnung in Stuttgart geplant, 2022 in Osnabrück.