Frankfurt a.M. (epd). Zum Weltfrauentag an diesem Sonntag hat UN-Generalsekretär António Guterres eindringlich zur Gleichstellung von Frauen und Männern aufgerufen. "Die Ungleichheit der Geschlechter ist die überwältigende Ungerechtigkeit unserer Zeit und die größte Herausforderung für die Menschenrechte", schrieb Guterres in einem Beitrag für die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung". "Dabei bietet Geschlechtergleichheit Lösungen für die schwierigsten Probleme unserer Zeit."
Als Beispiele nannte der UN-Generalsekretär die Abwesenheit von Frauen in wirtschaftlichen und politischen Entscheidungsprozessen, die männliche Dominanz bei der Digitalisierung, den Zusammenhang zwischen Gewalt gegen Frauen und Kriegen und die geschlechtsspezifische Kluft in Bezug auf den Klimawandel.
"Auf vom Menschen verursachte Probleme gibt es vom Menschen gemachte Lösungen", schrieb Guterres. "Unsere Welt ist in Not, und das Schließen der Machtlücke zwischen den Geschlechtern ist ein wesentlicher Bestandteil der Antwort darauf." Das 21. Jahrhundert müsse das Jahrhundert der Gleichstellung von Frauen sein. "In Friedensverhandlungen und Handelsgesprächen, in Sitzungssälen und Klassenzimmern, bei den G20 und den Vereinten Nationen."
Laut Untersuchungen des Weltwirtschaftsforums werde es 257 Jahre dauern, um die Ungleichheit beim Gehalt auszugleichen. Frauen verdienten 77 Cent für jeden Dollar, den Männer verdienten. Zugleich leisteten Frauen und Mädchen täglich rund zwölf Milliarden Stunden unbezahlte Pflegearbeit. "Wenn wir eine faire Globalisierung erreichen wollen, die allen dient, müssen wir unsere Politik auf Statistiken stützen, die die wahren Beiträge von Frauen Berücksichtigen."
Das Verhältnis von Männern und Frauen in Parlamenten weltweit betrage im Durchschnitt drei zu eins. Doch je mehr Frauen in einem Parlament seien, desto mehr Innovationen und Investitionen gebe es in Gesundheit und Bildung, schrieb Guterres. "Es ist kein Zufall, dass die Regierungen, die den wirtschaftlichen Erfolg neu definieren, um das Wohlbefinden der Bevölkerung und Nachhaltigkeit einzubeziehen, von Frauen geführt werden." Bei der Bekämpfung des Klimawandels, seien Wirtschaftswissenschaftlerinnen und Parlamentarierinnen eher als Männer bereit, umweltpolitische Strategien zu unterstützen.
Auch gebe es einen direkten Zusammenhang zwischen der Gewalt gegen Frauen und Konflikten. "Wie eine Gesellschaft mit der weiblichen Hälfte ihrer Bevölkerung umgeht, ist ein wichtiger Indikator dafür, wie sie andere behandeln wird", schrieb der UN-Generalsekretär.
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