Kassel (epd). Der pietistische Gnadauer Verband hat sich in einer "Orientierungshilfe" gegen anonyme Bestattungen gewandt. Diese nähmen den Angehörigen die Möglichkeit, an einem konkreten Ort Abschied zu nehmen und zu trauern, heißt es in einem am Donnerstag veröffentlichten Papier mit dem Titel "Bestattungskultur im Wandel - eine theologische Orientierung". Friedwälder und andere alternative Orte letzter Ruhe müssten anhand dieses Kriteriums differenziert beurteilt werden.
Die Ehrerbietung vor dem Toten bedeute auch, dessen Wünsche für die Beisetzung zu respektieren, auch wenn sie für die Hinterbliebenen nicht nachvollziehbar seien, heißt es in dem Papier weiter. Für Christen müsse der Respekt vor dem Willen eines Verstorbenen und den Wünschen der unmittelbaren Angehörigen selbstverständlich sein. Jede Kritik oder Geringschätzung verbiete sich angesichts eines letzten Abschieds von selbst.
Es gebe sehr gute Gründe dafür, die christliche Tradition der Erdbestattung fortführen, erklären die Autoren in der Orientierungshilfe. Der Abschied vom Menschen in seiner Leiblichkeit mache den Tod anschaulich und begreiflich. Solange bei der Bestattung die Würde gewahrt werde, seien jedoch auch andere Formen akzeptabel. Der Gnadauer Verband mit Sitz in Kassel versteht sich als Dachorganisation des deutschsprachigen Pietismus und gilt als größte Laienbewegung in der Evangelischen Kirche in Deutschland. Der Pietismus gehört zu den großen geistlichen Strömungen und Reformbewegungen innerhalb der evangelischen Kirche.