Berlin (epd). Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bezeichnet den Kampf gegen Rassismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit als "tiefstes Anliegen" der Bundesregierung. Es habe in den vergangenen Monaten dramatische Vorfälle im Zusammenhang mit dem Rechtsextremismus gegeben, sagte sie am Montag bei einem Gespräch mit Migrantenorganisationen im Kanzleramt in Berlin über den rassistischen Terroranschlag von Hanau. Die Regierung wolle mehr dafür tun, damit jeder Bürger dieses Landes, egal welcher Hautfarbe und welchen Glaubens, entsprechend Artikel 1 des Grundgesetzes leben könne: Die Würde des Menschen ist unantastbar.
An dem Treffen nahmen auch Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) und die Integrationsbeauftragte Annette Widmann-Mauz (CDU) teil, um über Konsequenzen aus dem Anschlag in Hanau zu sprechen. Merkel betonte, sie wolle darüber sprechen, wie Menschen mit ausländischen Wurzeln die aktuelle Situation in Deutschland empfinden.
Der Anschlag in Hanau ist auch ein Thema des 11. Integrationsgipfels der Kanzlerin, der anschließend beginnen sollte. Widmann-Mauz forderte ein "flächendeckendes Rassismus-Barometer", ein zentrales "Hilfetelefon Rassismus" sowie interne Ombudsstellen bei der Polizei zu dem Thema. Zudem brauche es mehr Fortbildungen der interkulturellen Kompetenzen von Lehrkräften sowie bei der Verwaltung, Justiz und Polizei. Die Opferberatung müsse besser finanziert werden.
In Hanau hatte ein 43-Jähriger am 19. Februar zwei Bars angegriffen und neun Menschen mit Migrationshintergrund erschossen. Er und seine Mutter wurden im Anschluss in ihrer Wohnung tot aufgefunden. Der Generalbundesanwalt sprach von einer "zutiefst rassistischen Gesinnung" des Täters.