Dubai (epd). In Afghanistan startet die Test-Phase für den Friedenvertrag zwischen den USA und den Taliban. Ein Sprecher des afghanischen Nachrichtendienstes NSC bestätigte am Freitag, dass um Mitternacht beide Konfliktseiten für eine Woche die Gewalt verringern würden, wie der TV-Sender Tolo News berichtete. Das über Monate hinweg verhandelte Abkommen zwischen den USA und den Aufständischen soll ein Ende des fast 20-jährigen Krieges am Hindukusch bringen.
Das Abkommen sieht statt eines Waffenstillstand zunächst nur eine "Verringerung der Gewalt" für den Zeitraum von sieben Tagen vor. Nach dieser Sieben-Tage-Periode haben sich die beiden Seiten auf einen schrittweisen Abzug der US-Truppen aus Afghanistan geeinigt. Deren Anzahl soll sich innerhalb von 135 Tagen von momentan 13.000 auf 8.600 Soldaten verringern.
Der Verhandlungsführer auf der amerikanischen Seite, Zalmay Khalilzad, rang den Taliban zudem die Zustimmung ab, innerhalb von 15 Tagen nach Unterzeichnung des Vertrags innerafghanische Verhandlungen über die politische Zukunft des Landes zu beginnen. Doch angesichts einer politischen Krise in Kabul ist unklar, inwieweit die innerafghanischen Verhandlungen realistisch sind.
Am Dienstag war nach fünf Monaten Wartezeit das Resultat der Präsidentschaftswahl vom September 2019 bekanntgegeben worden. Amtsinhaber Aschraf Ghani wurde von der Unabhängige Wahlkommission in Kabul zum Sieger erklärt. Sein Rivale Abdulllah Abdullah erkannte die Wahl allerdings nicht an und erklärte, eine eigene Regierung bilden zu wollen. Diese politische Krise könnte auch die für Ende des Monats geplante Unterzeichnung des historischen Friedensabkommens zwischen den aufständischen Taliban und der amerikanischen Regierung gefährden.