Berlin (epd). Ein Jahr nach Abschluss eines Friedensabkommens beklagen Menschenrechtler anhaltende Gewalt in der Zentralafrikanischen Republik. Mehrere bewaffnete Gruppen terrorisierten weiter die Bevölkerung, sie töteten, vergewaltigten und vertrieben Menschen, erklärte Amnesty International am Mittwoch in London. Opfer der Verbrechen warteten zudem vergeblich auf Gerechtigkeit.
Am 25. Dezember seien mehr als 30 Menschen in der Hauptstadt Bangui getötet worden, als es zu Zusammenstößen zwischen Händlern und einer Gruppe Bewaffneter gekommen sei. Am 26. Januar seien 11.000 Menschen wegen Gefechten in der Stadt Bria vertrieben worden.
Amnesty forderte die Regierung von Präsident Faustin-Archange Touadéra auf, zusammen mit einem Sondertribunal und dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag die Verbrechen zu ahnden. Auch müsse die Verantwortung der früheren Präsidenten François Bozizé und Michel Djotodia für Menschenrechtsverletzungen geklärt werden. Beide waren kürzlich in das Land zurückgekehrt.
Am 6. Februar 2019 hatten 14 bewaffnete Oppositionsgruppen und die Regierung in der sudanesischen Hauptstadt Khartum eine Vereinbarung für Frieden und Versöhnung unterzeichnet. Die Zentralafrikanische Republik zählt zu den ärmsten und konfliktreichsten Ländern der Welt.
Nach dem Sturz von Präsident Bozizé im März 2013 war der Binnenstaat in einem blutigen Konflikt versunken. Dutzende Rebellengruppen, darunter die mehrheitlich christliche Anti-Balaka-Bewegung und die muslimisch-geprägten Séléka, lieferten sich Gefechte. Nach UN-Angaben sind 2,6 Millionen Menschen, etwa die Hälfte der Bevölkerung auf humanitäre Hilfe angewiesen. Mehr als 1,1 Millionen Menschen sind vor Kämpfen geflohen, unter ihnen Hunderttausende Kinder. Trotz der mehr als 10.000 Kräfte starken UN-Truppe Minusca kam das Land nicht zur Ruhe.