Frankfurt a.M., Dhaka (epd). Ermittler des Internationalen Strafgerichtshofes sind nach Bangladesch gereist, um Beweise zur gewaltsamen Vertreibung der muslimischen Rohingya aus Myanmar zu sammeln. Die Arbeit könne ein oder zwei Jahre dauern, aber letzten Endes werde es Gerechtigkeit geben, zitierte die bangladeschische Zeitung "Daily Star" am Mittwoch einen Vertreter der Anklagebehörde des Tribunals, das seinen Sitz in Den Haag hat. Wegen einer brutalen Militäroffensive waren Ende August 2017 mehr als 740.000 Rohingya aus Myanmar nach Bangladesch geflohen.
Im November hatte der Strafgerichtshof offiziell Ermittlungen gegen Myanmar aufgenommen. Zwar ist Myanmar kein Mitgliedsstaat des Tribunals, das Nachbarland Bangladesch aber schon. Das Gericht ist zuständig bei Völkermord, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen. Myanmar verweigerte Vertretern des Gerichts die Einreise und jegliche Kooperation.
Vor knapp zwei Wochen hatte der ebenfalls in Den Haag ansässige Internationale Gerichtshof verfügt, dass Myanmar die Rohingya-Minderheit vor Völkermord schützen müsse. Das höchste UN-Gericht erlegte dem südostasiatischen Land "vorläufige Maßnahmen" auf, um die Gräuel zu beenden und weitere Verbrechen zu verhindern. Der Richterspruch ist für das UN-Mitglied Myanmar bindend.