Brüssel (epd). EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat den Juden in Europa versprochen, ihnen bei Anfeindungen zur Seite zu stehen. Europa werde nicht schweigen, wenn Juden wieder Hass ausgesetzt seien, sagte von der Leyen am Mittwoch im Europaparlament in Brüssel. "Wir wünschen uns und werden uns alle einsetzen für ein normales Leben für Juden in Europa", erklärte sie bei einer Gedenkveranstaltung zum 75. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz in Anwesenheit der Holocaust-Überlegenden Liliana Segre.
Segre, die italienische Senatorin auf Lebenszeit ist, erinnerte an ihre Zeit in Auschwitz und auf einem sogenannten Todesmarsch, auf den die Nazis einen Teil der Insassen trieben. Sie habe am Leben gehangen und es daher geschafft, immer einen Fuß vor den anderen zu setzen, schilderte Segre. Aber viele Freundinnen habe sie verloren, die einfach liegen geblieben seien, denen niemand geholfen habe, "keiner öffnete ein Fenster, um ihnen ein Stück Brot zuzuwerfen, weil überall Angst herrschte", sagte sie. Sie forderte dazu auf, den immer noch bestehenden Rassismus und Antisemitismus zu bekämpfen.
Parlamentspräsident David Sassoli mahnte, was geschehen sei, könne noch einmal geschehen. "Wir müssen aktiv werden, jedes Mal, wenn sich irgendwo Zeichen des absoluten Bösen abzeichnen." Die Schoa wäre ohne das Mitwissen und die Feigheit in Europa nicht möglich gewesen, urteilte Sassoli.