Berlin (epd). In Berlin findet in der Nacht zu Donnerstag die bundesweit erste Zählung von Obdachlosen statt. Etwa 3.700 freiwillige Helfer werden in mehr als 600 Teams zwischen 22 und ein Uhr durch die Stadt ziehen, um die Obdachlosen zu zählen und zu befragen. Die sogenannte Nacht der Solidarität soll nach Angaben der Senatssozialverwaltung Erkenntnisse bringen, wie viele Menschen in Berlin tatsächlich auf der Straße leben. Bislang gibt es nur Schätzungen, die von 6.000 bis 10.000 Obdachlosen in der Bundeshauptstadt ausgehen. Erste Ergebnisse der Zählung sollen am 7. Februar bekanntgegeben werden.
Die Zählteams werden den Angaben zufolge auf festgelegten Routen durch die Bezirke laufen und die Obdachlosen ansprechen. Die Beantwortung der Fragen sei freiwillig. Wer nicht antworten wolle, werde nur gezählt. Vergleichbare Zählungen gab es bereits in Paris und New York.
Mit den konkreten Zahlen will Berlins Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Linke) die Hilfsangebote verbessern und ausbauen, wie sie am Mittwoch im RBB-Inforadio sagte. Derzeit komme die Hilfe nicht überall dort an, wo sie offensichtlich gebraucht werde. Auch gehe es darum, die Herkunft der Obdachlosen zu erfahren, um in den jeweiligen Sprachen Beratungsangebote bereitstellen zu können.
Die Selbstvertretung wohnungsloser Menschen kritisierte die Zählung am Mittwoch als würdelos und bedrohlich. Es sei für Menschen, die auf der Straße leben, ein würdeloser Vorgang, gezählt zu werden, ohne dass die Situation grundlegend verändert werde: "Tiere werden gezählt - Menschen muss geholfen werden." Im Fall von wohnungslosen Menschen müsse das eine Wohnung sein.