Berlin (epd). Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) hat die Deutschen aufgefordert, sich immer wieder den Verbrechen des Nationalsozialismus zu stellen und an die Opfer zu erinnern. "Es gibt kein heilsames Schweigen über Auschwitz", sagte Schäuble mehrfach in seiner Ansprache in der Gedenkstunde des Bundestags für die Opfer des Holocaust am Mittwoch in Berlin. Immer wieder habe es Versuche gegeben und gebe es immer noch, die Verbrechen kleinzureden oder umzudeuten. "Das wird nicht gelingen", sagte er.
"Es gehört zum gesellschaftlichen Grundkonsens, diese historische Verantwortung anzunehmen", sagte Schäuble. Er erinnerte an die Opfer der nationalsozialistischen Terrorherrschaft: Juden, Sinti und Roma, Slawen, Zwangsarbeiter, Homosexuelle, Behinderte, Kriegsgefangene und andere Ausgestoßene.
"Auschwitz erinnert daran, wie verführbar wir Menschen sind, wie zerbrechlich unsere Zivilisation ist, wie schnell unsere humanistische Substanz Schaden nimmt, wie angreifbar ihr ethisches Fundament bleibt, wenn wir es nicht verteidigen", sagte Schäuble. Die Lehre aus der Geschichte sei, die Menschenwürde zu verteidigen und keinen Raum für Stigmatisierung, Ausgrenzung und Verfolgung anderer Menschen zu lassen.
Am 27. Januar 1945 befreiten sowjetische Soldaten das NS-Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Allein dort wurden mehr als eine Million Menschen von den Nazis ermordet. 1996 hatte der damalige Bundespräsident Roman Herzog den 27. Januar als Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus proklamiert.